Der Nürburgring im Zeichen der Silberpfeile: Die legendären Renn-Boliden aus dem Hause Mercedes-Benz standen mit einer einzigartigen prächtigen Parade im Jahr ihres 75. Geburtstages im Mittelpunkt beim ADAC-Eifelrennen am Wochenende.
Es waren Momente am Samstag und Sonntag, die wahrhaftig das viel zitierte Schlagwort der historischen Einmaligkeit verdient hatte. Denn genau das Fahrzeug, das 1934 die Legende von den weißen Rennern aus dem Hause Mercedes-Benz, die zwei Kilo zu schwer waren und deshalb ihren Lack opfern mussten, begründete, war an diesem strahlenden Spätsommer-Wochenende zurück gekommen in die Eifel: Der einstmals weiße W25, mit dem beim Eifelrennen vor einem dreiviertel Jahrhundert die wohl am häufigsten zitierte Anekdote aus der Geschichte des Motorsports begann.
Der silberne Urahn jedoch hatte die Reise vom Mercedes-Benz-Museum im Container nicht alleine angetreten: Ein W125 von 1937, ein W154 von 1939 und das Fangio-Mobil, der W196 von 1954, bildeten den Kern einer eindrucksvollen Präsentation geballter Motorsport-Historie. Altmeister Hans Hermann, in den 50er Jahren selbst mit einem W196 für die schwäbische Renn-Dynastie unterwegs, ließ es sich nicht nehmen, seinen fahrbaren Untersatz von damals mehr als ein halbes Jahrhundert später noch einmal über die Eifel-Rennstrecke zu pilotieren.
Keine Veranstaltung umgibt der Odem der Geschichte mehr als das Eifelrennen. Mit einem Wettbewerb, der diesen Namen trug, wurde der Nürburgring vor 82 Jahren, im Jahr 1927, eröffnet. Sieger wurde die deutsche Renn-Legende Rudolf Caracciola, dessen Todestag sich am gestrigen Montag zum 50. Male jährte. Doch das Eifelrennen ist mehr als nur eine Hommage an das Haus Mercedes-Benz und seine berühmtesten Rennfahrzeuge. Es ist ein lebendiger und atemberaubender Spaziergang durch 80 Jahre Motorsport, durch eine Zeit von Triumphen und Tragödien. Eine Zeit, in der die Welt ins Chaos stürzte und sich dennoch wieder daraus erhob.
So stand das 300-km-Rennen, die klassische Distanz des Eifelrennens, in diesem Jahr ebenso auf dem Programm der dreitätigen Veranstaltung wie das Gastspiel historischer Formel-1-Fahrzeuge, Siegern aus DTM und DRM (Deutsche Rennsport-Meisterschaft) sowie die Heerschau der vielen Classic Drivers Club im historischen Fahrerlager. Auf der Nordschleife und der GP-Strecke war der Boulevard der Besten und Schönsten aus acht Jahrzehnten durchgehend geöffnet.
Das damalige Mercedes-Küken Hans Hermann, inzwischen in Ehren ergrauter 81-jähriger Rennsenior, brachte die ganz besondere Atmosphäre dieser Veranstaltung im Schatten der alten Nürburg auf den Punkt: Es ist die Gelassenheit und unglaublich entspannte Atmosphäre, die mit dazu beiträgt, dass die alten Tage des Motorsports wieder aufleben. Das galt und gilt für ihn und die wunderbaren Silberpfeile, aber auch viele andere, zu deren Tagesablauf (gedankliches) Rennbenzin zum zweiten Frühstück gehört: Sie alle sind im wahrsten Sinne des Wortes Alte Kameraden.
Text und Fotos: Jürgen C. Braun