Liebe Leserinnen und Leser von www.kues.de,

Manche Nachrichten müssen sich erst etwas setzen, was nichts anderes bedeutet, als dass ihre Nachhaltigkeit und Reaktion beim Adressaten mit einer gewissen Verzögerung einsetzt. So erging es mir bei einer Meldung, die eigentlich schon vor mittlerweile fast zwei Wochen eintrudelte, kurz zur Kenntnis genommen wurde und dann irgendwo in den unerforschten Untiefen meiner abgelegenen Hirnlappen Unterschlupf fand. Bis sie sich dieser Tage noch einmal mit Verve zurück meldete.

Sicher haben Sie das in den diversen Nachrichtensendungen auch mitbekommen, wenngleich bestenfalls am Rande registriert: Der angeschlagene US-Autobauer General Motors will seine Autos jetzt auch über die Internet-Plattform eBay verkaufen. Ein in der Tat recht eigentümlicher Vertriebsweg, der jetzt bei mir auch zu ein paar Denkanstößen und einem Gedankenkonstrukt von Was-wäre-wenn? oder Könnte-man-vielleicht-nicht-auch? führte.

Bis zum 8. September wollen mehr als 200 kalifornische GM-Händler Buicks, Chevys und Pontiacs im Netz anpreisen und den Kunden somit über den Preis mitbestimmen lassen. Wenn es denn funktioniert, soll dieser Vertriebsweg über die gesamten Vereinigten Staaten von Nordamerika ausgedehnt werden. Wenn es also an einem schlüssigen Beweis für die These mangelte, dass die States das Land der unbegrenzten Möglichkeiten sind, dann dürfte dieser einzigartige Pilotversuch des Automobil-Verschacherns das Problem wohl aus der Welt geschaffen haben.

Also ehrlich, irgendwie tun mir die einstmals Großen Drei dieser riesigen Auto-Nation USA, also General Motors, Chrysler und Ford, schon leid. Insbesondere deshalb, wenn man sich vor Augen führt, zu welch bizarren Auswüchsen der Survival-Technik der Zusammenbruch der vordem so mächtigen Giganten geführt hat. Tiefer kann eine so stolze Wirtschafts-Institution wie einer der größten Autobauer der Welt eigentlich kaum noch fallen. Ganz abgesehen davon, dass die eingestellten Produkte durch diverse Nebenkosten im Rahmen der eBay-Aktion verteuert werden.

Aber vielleicht ist im Souterrain des guten Geschmacks ja noch ein bisschen Platz, vielleicht geht es noch etwas tiefer. Wie wäre es denn analog zu Aldi oder Schlecker mit einem Chevy-Stand zwischen Popcorn-Sonderangeboten in US-Supermarktketten? Oder mit dem fröhlichen Feilschen um den neusten GM-Van am Mardi Gras in New Orleans? Vielleicht ließe sich ja auch noch ein gut erhaltener Ford Ranger in den Fischhallen von China Town in San Francisco verhökern. Und wenn das alles nichts hilft, könnte man es ja auch einmal mit einer Tauschbörse versuchen.

Ach, es ist schon traurig, mit erleben zu müssen, wie die stolzen Flaggschiffe, die einmal die von uns als Kinder so bewunderten Straßenkreuzer gebaut haben, sprichwörtlich auf den Hund gekommen sind.

Ob mit oder ohne Hund, vielleicht aber auf jeden Fall mit einem ausgedehnten Spaziergang: Ich wünsche Ihnen ein geruhsames und erholsames Wochenende.

Ihr Jürgen C. Braun

Scroll to Top