Mitten im schwärzesten Sommerloch, in der vierwöchigen Pause zwischen den Großen Preisen von Ungarn am vergangenen Sonntag und Europa am 26. August in Valencia, schreibt die Formel 1 unerwartete Schlagzeilen. Und was für welche! BMW hat am Mittwochnachmittag bekannt gegeben, dass sich das Unternehmen in der kommenden Saison aus der Weltmeisterschaft zurückziehen wird. Die Kosten von geschätzten 230 Millionen Euro pro Saison hält der Konzern offenbar nicht mehr für vertretbar, zumal viele seiner Mitarbeiter immer noch in Kurzarbeit sind.
Die zweite Nachricht, die im Prinzip für die nächsten Jahre der Formel 1 zwar weniger von Bedeutung, aber von weitaus größerem Interesse und von Medien-Ballyhoo begleitet wird, betrifft Michael Schumacher. Am Mittwoch abend bestätigte der siebenfache Weltmeister auf seiner eigenen Homepage, dass er für den am Sonntag in Budapest schwer verunglückten Ferrari-Piloten Felipe Massa einspringen und drei Jahre nach seinem Karriere-Ende ein Comeback in der Formel 1 geben wird. Massa wird in diesem Jahr aufgrund seiner schweren Kopfverletzungen wohl keine Rennen mehr bestreiten können. Schumacher, so wurde am Mittwochabend kolportiert, soll bereits beim nächsten Rennen in Valencia wieder im Ferrari sitzen. Der 40-Jährige ist nach dem Ende seiner Laufbahn weiterhin als Berater für die Scuderia tätig.
Nach Honda ist BMW der zweite Automobilhersteller, der sich innerhalb eines halben Jahres aus der Königsklasse des Motorsports zurückzieht. Wir richten unser Programm im Motorsport neu aus. Die BMW Group wird ihr Engagement mit Ablauf der Formel-1-Saison 2009 beenden. Natürlich ist uns dieser Entschluss schwer gefallen. Aber es ist ein konsequenter Schritt vor dem Hintergrund der strategischen Neuausrichtung unseres Unternehmens, sagte BMW-Vorstandsvorsitzender Norbert Reithofer gestern. Angeblich habe das Engagement von BMW schon seit Monaten auf dem Prüfstand gestanden, der Ausstieg sei keine Folge der bisherigen enttäuschenden Ergebnisse in dieser Saison.
BMW-Motorsportdirektor Dr. Mario Theissen sagte zu der aktuellen Entwicklung: Wir werden uns voll auf die verbleibenden Rennen in dieser Saison konzentrieren und wollen uns mit einem Erfolg verabschieden. Natürlich hätten wir alle dieses ambitionierte Projekt gerne weitergeführt und gezeigt, dass die aktuelle Saison nach drei erfolgreichen Jahren ein Ausrutscher war. Aus Sicht des Unternehmens kann ich diese Entscheidung aber nachvollziehen.
Ein zweiter Paukenschlag war das Comeback des siebenfachen Weltmeisters Michael Schumacher, über das bereits kurz nach Massas Budapest-Unfall spekuliert worden war. Der 40-jährige Schumacher hatte mit der Formel 1 eigentlich auch mental längst abgeschlossen, will aber jetzt aus Verbundenheit für den wohl renommiertesten Formel-1-Rennstall einspringen, solange Massa außer Gefecht gesetzt ist. Ich kann diese Situation, in der Ferrari jetzt steckt, nicht ignorieren. Als Wettkämpfer, der ich immer gewesen bin, freue ich mich jetzt auf die Herausforderung. Eine dauerhafte Rückkehr sei aber nicht vorgesehen.
Die Reaktionen auf Schumis Entscheidung waren durchweg positiv. Ein siebenfacher Weltmeister verlernt so etwas nicht. Außerdem ist Michael immer noch topfit und wird keine Probleme haben, sagt Ex-Ferrari-Pilot und Weltmeister Niki Lauda. Michael ist die richtige Wahl. Er war maßgeblich an der Entwicklung des aktuellen Autos beteiligt und wird mehr als nur ein Ersatz für Felipe sein, wird Ferrari-Testfahrer Alexander Wurz zitiert.
Wie auch immer: Die Formel 1 hat sich mit einem nachhaltigen Donnergrollen und einem heftigen Gewitter aus der alljährlichen Sommerpause zurück gemeldet.
Text: Jürgen C. Braun / Fotos: Bernhard Schoke / BMW