„Höllenspektakel“ am Nürburgring: Faszination 24h-Rennen vor 235.000 Fans

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Kaiserwetter in der Eifel mit strahlendem Sonnenschein, 235.000 (!) Zuschauer am Wochenende auf den Campingplätzen rund um die altehrwürdige Nürburg und ein atemberaubendes Duell zwischen Porsche und Audi, das in die Geschichte des größten und bedeutendsten Langstreckenrennens der Welt eingehen wird: Der erneute Sieg von Manthey-Racing bei der 37. Auflage des ADAC Zurich 24h-Rennens auf dem Nürburgring war das Ergebnis eines faszinierenden Rennens zweimal rund um die Uhr.

Zum vierten Mal in Folge gewann der Nürburgring-infizierte Olaf Manthey aus Meuspath unweit der Rennstrecke nun den bedeutendsten Langstrecken-Klassiker. Das Quartett Timo Bernhard / Marc Lieb / Romain Dumas / Marcel Tiemann wiederholte seinen Vorjahres-Erfolg vor einem von vier gestarteten Audi R8 LMS in der Besatzung Christian Abt / Jean-Francois Hemroulle / Pierre Kaffer / Lucas Luhr. Besonders stolz darf neben seinem Teamchef auch der in Monaco wohnhafte Marcel Tiemann sein: Mit insgesamt fünf Siegen bei diesem Langstrecken-Event ist er alleiniger Rekordhalter. Das macht mich unheimlich stolz. Aber vielleicht kommt ja noch der eine oder andere Triumph dazu, kündigte er nach der Zieldurchfahrt weitere sportliche Großtaten an.

Einen besonderen Grund zum Feiern hatte an diesem Wochenende die Crew von Volkswagen Motorsport, nicht nur wegen der Klassensiege der neuen Sciroccos mit Erdgas- und Benzinantrieb. Als am Samstagnachmittag der Triumph des VfL Wolfsburg endgültig feststand, hatten die VW-Mechaniker flugs ein großes Transparent mit dem Text Volkswagen Motorsport gratuliert dem VfL Wolfsburg zur Deutschen Meisterschaft drapiert. Zum Feiern wie den erfolgreichen Fußballern zuhause in Wolfsburg blieb den Wölfen in der Eifel aber keine Zeit.

Mitten im gigantischen Starterfeld des 24h-Rennens drehten auch Klaus Hormes aus Mönchengladbach und Rudi Speich aus Rossbach/Reifert ihre Runden. Gemeinsam mit ihrem langjährigen Fahrerkollegen Roland Waschkau aus Untereisesheim wollten es die beiden Prüfingenieure der KÜS auch in diesem Jahr wissen und trieben den gelben Audi A3 über die Eifelachterbahn. 129 Runden absolvierte das Team, lag am Ende auf einem guten 46. Gesamtrang. Mit 9,54 Minuten markierten sie die schnellste Runde und fuhren einen Schnitt von 136 km/h.

Ein ganz besonderes Erlebnis war das Rennen, bei dem 663 Fahrer aus 32 Nationen in 210 Fahrzeugen an den Start gegangen waren, für den einzigen Chinesen im Starterfeld. Congfu Cheng, den Volkswagen Motorsport zuvor in zwei Rennen der Langstreckenserie VLN auf dem Nürburgring für diesen Einsatz gebrieft hatte, meinte nach seinem 20. Gesamtrang im VW Scirocco GT24: Dieses Rennen erfolgreich zu beenden, ist noch viel schwieriger, als es von außen erscheint. Für mich war es das erste große Tourenwagen-Rennen und ich bin meinen Kollegen für ihre tolle Unterstützung sehr dankbar. Volkswagen wird das gute Ergebnis mit dem Mann aus dem Reich der Mitte in dessen Heimat mit Sicherheit marketing-technisch entsprechend vermarkten.

Die traditionsreiche Veranstaltung auf der Kombination von Nordschleife und Grand-Prix-Strecke, die 1970 zum ersten Mal ausgetragen wurde, geriet auch in diesem Jahr wieder zu einem wahren Volksfest des Motorsports. Rund um die Nürburg hatten sich bei strahlendem Sommerwetter auf unzähligen Campingplätzen schon Mitte der Woche viele Freunde dieses Langstrecken-Klassikers eingefunden. Sie tauchten die Grüne Hölle in der Nacht an Hunderten von Lagerfeuern, untermalt von den Scheinwerfern der Teilnehmer, in ein faszinierendes Licht- und Schattenspektakel, das weltweit seinesgleichen im Motorsport sucht. Insgesamt 235.000 Zuschauer hatten sich am Wochenende nach Veranstalter-Angaben am Ring eingefunden.

Altmeister Hans-Joachim Stuck, 1970 in einem BMW 2002 ti Sieger des ersten 24h-Rennens auf dem Nürburgring, war auch in diesem Jahr auf einem Audi R8 LMS als Gesamt-Fünfter dabei. Striezel Stuck sprach gegenüber www.kues.de von einem brutal harten Rennen, bei dem an der Spitze so gekämpft wurde, wie ich es selten gesehen habe. Wir hatten 18 Stunden lang vier Teams innerhalb einer Runde. Das habe ich noch nie erlebt. Der Saarländer Timo Bernhard im siegreichen Manthey-Porsche urteilte ähnlich: Das war ein ungeheuer spannendes und anstrengendes Rennen, das eher einem 24-Stunden-Sprint als einem Marathon glich. Vollgas pur ohne Ende.

Text: Jürgen C. Braun / Fotos: Bernhard Schoke

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