AMI Leipzig 2009 (1): Die Branche im Zwiespalt

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Automobilmessen zeichnen sich in der Regel durch auf Hochglanz polierte (neue) Fahrzeuge, durch dekorative und großvolumige Stände und ein erwartungsfroh gestimmtes Publikum aus. Das ist und war bei der Auto Mobil International (AMI) in Leipzig bisher nicht anders. Doch die Zeiten haben sich auch für das Tor zum Osten, als das die Leipziger Ausstellung in den vergangenen Jahren galt, verändert. Es fällt halt schwer, angesichts vieler Zweifel und Zukunftsängste zu lächeln. Genau dieses Bemühen ist bei den Herstellern, die bei der am Samstag eröffneten ersten deutschen Autoschau dieses Jahres anwesend sind, offensichtlich.

Der Zwiespalt der Branche wird in Leipzig offensichtlich. Auch und gerade durch diejenigen Hersteller, die auf einen Messe-Auftritt in Sachsen verzichtet haben. So wie etwa BMW, Fiat, Mitsubishi, Volvo, um nur einige zu nennen. Die Absatzkrise, die Kurzarbeit, die still stehenden Bänder, die massiven Zukunftsängste, das alles schlägt zwar durch. Gleichzeitig aber ist auch bei denjenigen, die den Gang nach Leipzig bewusst angetreten haben, der Wille erkennbar, das momentan zeitlich begrenzte Hoch, ausgelöst durch die Droge Abwrackprämie zu nutzen, und Optimismus zu verbreiten.

Die momentanen Verkaufszahlen gaukeln eine künstlich initiierte Kaufbereitschaft beim Verbraucher vor. Denn die Tatsache, dass im Februar in Deutschland mehr als eine halbe Million Neuwagen verkauft wurden, entspricht nicht dem realen Bedürfnis, sondern ist den durch die Bundesregierung geschaffenen Bedingungen geschuldet. Denn dass Fiat, so wie derzeit, in Deutschland mehr Autos verkauft als in Italien, wird mit Sicherheit nur ein Zwischenhoch sein. Die bange Frage auf den Gängen zwischen den Ausstellungsständen lautet daher: Was kommt nach der Umweltprämie?

Mit ähnlichen Problemen wie Leipzig, das etliche Absagen verkraften musste, schlagen sich derzeit auch schon die Initiatoren der Tokyo Motor Show im November, einer der weltweit führenden Automobilmessen, herum. Denn nach Absagen der großen amerikanischen Autohersteller sowie von Peugeot, der Fiat-Gruppe, Jaguar/Land Rover, Volvo und Saab wurde in Leipzig auch der Verzicht von BMW auf den Tokio-Auftritt aus Kostengründen bekannt. Auch Mercedes bleibt Tokio offensichtlich fern. In Wolfsburg hat man noch keine Entscheidung über eine Teilnahme getroffen. Die Zulieferer Continental, ZF Friedrichshafen und Behr haben ihre Messeauftritte in Japan schon gestrichen, bei Bosch wird mit Rücksicht auf die japanische Tochterfirma noch darüber verhandelt.

Auswirkungen könnte das, soviel wurde bei Gesprächen in Leipzig ersichtlich, auch auf die größte deutsche Autoschau, die IAA im September in Frankfurt, haben. Denn der Verband der Automobilindustrie VDA befürchtet offenbar ein bewusstes Fernbleiben weiterer japanischer Hersteller in Frankfurt. Nissan, Mitsubishi und Daihatsu haben ihren Auftritt bereits gestrichen.

Text: Jürgen C. Braun / Fotos: Bernhard Schoke

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