Vor dem Start in die neue Saison, die am Sonntag in Melbourne mit dem Großen Preis von Australien beginnt, wagt www.kues.de noch einmal einen Blick in die Geschichte. Er gibt Aufschluss über viele unvergessene Rennen, begnadete Fahrer, aber auch unvergessene Rand-Ereignisse.
Der erste Formel-1-Weltmeister der Geschichte aus dem Jahr 1950 war ausgerechnet ein promovierter Wirtschaftswissenschaftler: Dr. Nino Farina, der auf einem Alfa Romeo den ersten Fahrertitel gewann, war der Neffe des bekannten Autodesigners Battista Farina (als Pininfarina in die Automobil-Geschichte eingegangen.) Farina genügten im Premierenjahr drei Siege, um sich vor seinem Stallkameraden Juan Manuel Fangio den Titel zu sichern. Farina kam 1966 ums Leben, als er bei Chambéry in den französischen Savoien gegen einen Telefonmast prallte.
Fangio, ein heißblütiger Argentinier, sollte später über Jahrzehnte hinaus mit insgesamt fünf Weltmeistertiteln der erfolgreichste Fahrer aller Zeiten in der Königsklasse sein, bis ihn Michael Schumacher, der es auf insgesamt sieben Einzeltitel brachte, ablöste. Fangio, der ursprünglich Arzt werden wollte, und von der argentinischen Regierung als Botschafter gesponsert nach Europa geschickt wurde, errang mit Alfa Romeo, Maserati, Mercedes-Benz und Ferrari den Weltmeister-Titel. Fangio zog sich früh aus dem aktiven Rennsport zurück. Der Argentinier brachte das Kunststück fertig, nur 51 Rennen zu bestreiten und damit fünf Mal Weltmeister zu werden. Er starb 1995, 84-jährig, an einem Nierenleiden in seiner Heimatstadt Buenos Aires.
Die meisten Weltmeister in der Geschichte der Formel 1 stellte das wohl legendärste und am meisten glorifizierte Team: die Scuderia Ferrari. Insgesamt acht Fahrer waren im Jahr ihres WM-Triumphes für den Commendatore Enzo Ferrari oder später seine Erben unterwegs. Neben dem siebenfachen Weltmeister Michael Schumacher waren dies Jody Scheckter, Niki Lauda, John Surtees, Phil Hill, Mike Hawthorn, Juan Manuel Fangio und Alberto Ascari. Mit sieben Weltmeistern in nur 17 Jahren (1980 bis 1997) folgt Williams auf Platz zwei der Champions-Tabelle. Die Williams-Weltmeister waren Alan Jones, Keke Rosberg, Nelson Piquet, Nigel Mansell, Alain Prost, Damon Hill und Jacques Villeneuve.
Die Formel 1 war im Laufe ihrer mittlerweile fast 60-jährigen Geschichte aber nicht nur reich an Anekdoten, an fairen Duellen britischer Gentlemen wie Mike Hawthorn und Sir Stirling Moss oder an Pistenrüpeleien wie zwischen Damon Hill und Michael Schumacher. Sie war überall auf der Welt Schauplatz großer, unermesslicher Dramen, sie forderte unzählige Opfer, nahm die Besten mitten aus dem Leben, als sie auf dem Höhepunkt ihrer fahrerischen Schaffenskraft waren. Erwähnt seien als markanteste Piloten aus fast sechs Jahrzehnten vor allem die unvergessenen Ayrton Senna (1994), Gilles Villeneuve (1982), Jim Clark (1968) oder Wolfgang Graf Berghe von Trips (1961).
Die Formel 1 wird auch in diesem und in weiteren Jahren ihre Schlagzeilen produzieren. Diese werden anderer Natur sein als noch vor vielen Jahren. Aus dem einstigen Gentleman-Sport auf der Piste ist ein globaler Wettbewerb um Kommerz und Einschaltquoten geworden. Gefahren wird in der Wüste, in Millionen-Städten oder zukünftig auch des Nachts. Immer bunter, immer verrückter, immer skurriler. Eine Auseinandersetzung, die immer mehr von Computer-Feinheiten als von fahrerischen Glanzleistungen dominiert wird. Ihre ungebrochene Faszination wird das ständige sich im Kreis drehen, wie es Niki Lauda zum Zeitpunkt seines Ausstiegs formuliert hat, aber nie verlieren. Gleich unter welchen Umständen auch.
Text: Jürgen C. Braun / Fotos: Industrie