Vorschau: Genfer Automobilsalon 2009 (Teil 1)

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Kurzarbeit, Werksferien, drohende Pleiten und Insolvenzen: Die Nachrichten aus der Automobil-Industrie haben derzeit Tag für Tag den morbiden Charakter eines Weltuntergangs-Szenarios. Mitten in dieses Horror-Szenario fällt – wie alle Jahre im Frühjahr – der Genfer Automobilsalon als erstes Barometer der gesamten Szene im neuen Jahr. Der Genfer Salon im Palexpo (Palais des expositions) gibt Jahr für Jahr die Richtung vor, zeigt Trends Tipps, ist Schauplatz weltweiter Neuvorstellungen. Deswegen versammeln sich am Lac Leman auch traditionell alle großen Hersteller, auch in ganz schweren Zeiten wie diesen. Anders wie etwa die AMI in Leipzig hat Genf kaum unter Absagen renommierter Hersteller zu leiden. Die Schweiz als Bollwerk der Krise und Gralshüter traditioneller Aufbruchstimmung. Auch in diesem Jahr wird es vom 5. bis 15. März an den Ufern des Genfer Sees, wo die Betuchten dieser Welt ihr Millionärs-Dasein fristen, nicht anders sein. www.kues.de gibt in zwei Teilen einen Ausblick auf das, was in diesem Jahr in den Hallen an Neuerungen zu finden sein wird.

Gerade Genf wird es in einem Jahr, in dem Kleinkinder Begriffe wie Konsumverzicht oder Abwrackprämie verinnerlichen, bevor sie zum ersten Mal das Wort Papa oder Mama ausgesprochen haben, nicht einfach haben. Denn traditionell ist die Schweiz erster Schauplatz neuer Luxus-Limousinen oder Derivate der automobilen Oberklasse. Dazu gehören heuer der BMW 5er Gran Turismo, eine wuchtige, fünf Meter lange Fließheckversion mit vier Sitzplätzen für etwa 60.000 Euro. Zudem zeigen die Münchener den neuen Roadster Z4 erstmals mit klappbarem Stahldach. In dieser Kategorie darf auch Porsche nicht fehlen. Nicht nur mit dem neuen Extremsportler GT3, sondern auch mit dem Geländewagen Cayenne, der erstmals in der Geschichte des Hauses von einem Diesel-Triebwerk befeuert wird. Vor Jahren noch undenkbar. Da wurden Selbstzünder-Aggregate in Zuffenhausen bestenfalls für geeignet gehalten, landwirtschaftliche Zugmaschinen an zu treiben.

In die gleiche Kategorie passt auch die neue E-Klasse von Mercedes-Benz. Doch die Business-Limousine des deutschen Vorzeige-Unternehmens dieser Branche wird es schwer haben, neue Interessenten zu finden. Das globale Umfeld für das luxuriöse Gefährt, das auch als Coupé präsentiert wird, spricht nicht gerade für rauschende Absatzzahlen. Für den Antrieb sorgen unter anderem zwei sparsame neue Vierzylinder-Motoren, wobei sich das E250 CDI Blue Efficiency Coupé, das von einem turbogeladenen 204 PS starken Selbstzünder angetrieben wird, bei einem Verbrauch von 5,3 Liter auf 100 Kilometer als wahre Sparbüchse gibt. Weiter sind zwei neue Benzin-Direkteinspritzer mit 204 PS und 292 PS vorgesehen. Für die Top-Version gibt es einen 388 PS starken V8-Benzinmotor. Die Preisliste für das E-Klasse Coupé beginnt bei 44.684 Euro.

Irgendwo zwischen anrüchigem Luxus und ausschweifendem Mobilitätswahn rangiert der ebenfalls in Genf präsentierte Geländewagen mit Namen CK55 RS Rascasse des Veredlungs-Spezialisten Carlsson Aigner. Der Geländewagen, der ein solches wahrscheinlich nie oder bestenfalls höchst selten zu sehen bekommt, basiert auf dem Mercedes-Benz GL 500, der von dem Tuner Carlsson gemeinsam mit der Ledermarke Etienne Aigner inszeniert wurde. Eine auf gerade mal 20 Einheiten begrenzte Sonderauflage ist zweifarbig lackiert: bis zu den Fenstern in vornehmem Bordeauxrot, darüber ganz in Schwarz. Der nach der legendären Formel-1-Kurve in Monaco genannte Rascasse sticht durch zwei Powerdomes auf der Motorhaube sowie einen eigenständigen Kühlergrill hervor. Der Innenraum ist vollständig mit rotem Leder ausgestattet. Zudem lädt eine Bar mit eingebautem Kühlschrank und mundgeblasenen Gläsern zur Degustation. Den Antrieb übernimmt ein 456 PS starker 5,4-Liter-V8-Motor, mit einem Drehmomentmaximum von 640 Newtonmetern. Der Preis für das Manufaktur-Modell soll bei etwa 270.000 Euro liegen.

Doch auch Genf wird sich dem Trend nicht verschließen können in diesem Jahr, und der lautet im Sog der Abwrackprämie: Klein ist Groß, und Sparen ist in. Weswegen der neue Volkswagen Polo zu gleichen Preisen aber mit deutlich hochwertigerer Ausstattung bessere Aussichten haben wird, ein Volumenmodell zu werden. Zudem er mit neuen Motoren aufwarten kann, die an der Vier-Liter-Marke auf 100 Kilometer Verbrauch kratzen. Weitere Stadtflöhe präsentieren Nissan mit dem Cube, Kia mit dem Soul und Suzuki mit dem Alto. Chevrolet präsentiert den Matiz-Nachfolger Spark. Längst haben derlei Modelle ihr Billigeimer-Image verloren, zumal sich potenzielle Käufer auch noch mit dem Mäntelchen des ökologischen Bewusstseins schmücken können.

Dabei gehören in Genf in diesem Jahr drei interessante Hybridmodelle aus Japan zu den wichtigsten Neuheiten: einmal die neueste Generation des Toyota Prius, dann das hochwertige SUV der Konzernschwester Lexus, der RX 450h, sowie der Honda Insight, der vor allem im Low-Budget-Segment punkten will. Opel präsentiert in diesem Umfeld mit dem Ampera sein erstes Elektroauto, das schon Ende 2010 auf den deutschen Markt kommen soll. Ein zusätzlicher kleiner Verbrennungsmotor soll als Generator fungieren, um die Reichweite zu erhöhen.

Text: Jürgen C. Braun / Fotos: Hersteller

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