Lkw unterwegs:
Sicherheitsrisiko oder „Dein Freund, der Brummi ? – (Teil 2)

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Im zweiten Teil unserer Serie zum Thema Sicherheit bei Nutzfahrzeugen und Lkw geht es heute um unterschätzte Risikofaktoren und um einen langfristig angelegten Praxisversuch mit derzeit verfügbaren Fahrer-Assistenz-Systemen. Dieser Feldversuch soll langfristig zu einem höheren Sicherheitsniveau auf deutschen Straßen beitragen.

Übermüdung und Ablenkung durch äußere Einflüsse sind oft die Ursachen für schwere Lkw-Unfälle. Und dennoch werden beide Risiko-Faktoren, obwohl durchaus bekannt und gefürchtet, immer wieder vielfach unterschätzt. Claudia Evers, Diplom-Psychologin bei der Bundesanstalt für das Straßenwesen (BaSt), führt das erhöhte Risiko von Aufmerksamkeitsdefiziten auf lange und unregelmäßige Arbeitszeiten, Zeitdruck, unzureichende Erholung, aber auch mangelnde Schlafqualität und Quantität zurück. Wir können zudem von einer hohen Dunkelziffer übermüdungsbedingter Unfälle ausgehen, die in den Statistiken der Polizei gar nicht auftauchen sagt Evers, die aber auch bestätigt, dass Ablenkung bislang nicht als Unfallursache in der amtlichen Unfallstatistik erfasst wird.

In einer dreimonatigen bundesweiten Datenerhebung wurden verhaltensbezogene Ursachen schwerer Lkw-Unfälle auf Bundesautobahnen untersucht. Nun gibt es bekanntlich Zauderer und Zweifler bei der Auswertung dieser Datenbanken, die behaupten, dass ich nur der Statistik glaube, die ich selbst gefälscht habe. Dennoch bleibt als neutrales Ergebnis dieses Feldversuches unumstößlich, dass von den insgesamt 219 registrierten Unfällen 19 Prozent wegen Übermüdung des Fahrers zustande kamen. Bei den Nachtunfällen belief sich das Untersuchungs-Ergebnis sogar auf beängstigende 42 Prozent.

Bei der Hälfte aller registrierten Unfälle, so Evers, konnte die Polizei Einschätzungen des Aufmerksamkeitsstatus vornehmen. Demnach sei jeder siebte Hauptverursacher eines Unfalls als abgelenkt oder in Gedanken abschweifend zu bezeichnen gewesen. Was also tun, um dem Einnicken oder dem gefährlichen Sekundenschlaf (siehe gestellte Bilder links) wirkungsvoll begegnen zu können? Evers spricht von einer Verbesserung der Arbeitsbedingungen und Sozialvorschriften, was im Klartext heißt: Ein Fahrer, der öfter, länger und besser außerhalb der Fahrzeiten schläft, wird am Steuer aufgeweckter sein. Im Umkehrschluss bedeutet dies aber auch den Einsatz zusätzlicher Fahrkräfte. Und dies wiederum heißt: zusätzlicher Kostenaufwand für den Unternehmer. Womit sich die Katze in den meisten Fällen wieder in den Schwanz beißt.

Eine dreiteilige Kampagne zum Thema Mehr Sicherheit auf deutschen Straßen der Berufsgenossenschaft für Fahrzeughaltungen (BGF) sowie deren Partner aus der freien Wirtschaft stellte bei dem VDR-Seminar Dr. Ing. Klaus Ruff vor. Sicher. Für Dich. Für mich. lautet der Titel des Praxisversuchs, an dem sich auch die KRAVAG-Versicherungen sowie die Fahrzeug-Hersteller IVECO, MAN und Mercedes-Benz beteiligen. Die Kampagne sieht eine finanzielle Förderung von Ausstattungen schwerer Nutzfahrzeuge und Reisebusse mit derzeit aktuellen Fahrerassistenzsystem vor. Die geförderten Fahrzeuge sollen bis Ende 2010 wissenschaftlich begleitet werden. Voraussetzung für eine Förderung ist die Ausstattung der Referenzfahrzeuge mit Abstandsregeltempomat, Spurassistent und ESP. Weitere Hintergrundinformationen gibt es unter www.fahrer-assistenz-systeme.de.

Text und Fotos: Jürgen C. Braun

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