Honda-Offensive: „Grüne Welle“ statt „Circus Ecclestone“

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Die Schlagzeilen, die Honda in den vergangenen Tagen geliefert hat, waren eher negativer Natur. Denn der krisenbedingte Rückzug aus dem viele Millionen verschlingenden PS-Spektakel Formel 1 verdeutlicht in erster Linie: das wollen oder können wir uns nicht mehr leisten. Wir müssen sparen. Punkt! In der Zukunft dagegen will der japanische Automobilriese (Nummer zwei hinter Toyota) wieder mit positiven Nachrichten aufhorchen lassen. Vor allem auf dem Gebiet alternativer Antriebe. Wir werden in den nächsten drei Jahren drei neue Hybrid-Fahrzeuge auf den Markt bringen bestätigt Honda-Sprecher Dr. Alexander Heintzel. Seine Premiere wird im Januar 2009 auf der Detroit Motor Show der neue Honda Insight feiern. Das Schrägheckmodell erhält eine abgespeckte Version des bereits aus dem Honda-Bestseller Civic bekannten Hybridsystems.

Bereits auf dem Pariser Autosalon vor wenigen Wochen wurde der neue Insight, den Honda erstmals 1999 auf dem Markt einführte, als Studie vorgeführt. Die fünftürige Schräghecklimousine bietet Platz für fünf Personen. Angetrieben wird das Fahrzeug von einer etwas kompakteren Version des IMA-Hybridsystems aus dem Civic. Bei dem Integrated Motor Assist-System des Civic teilen sich ein 95-PS-Benziner und ein 15 Kilowatt starker Elektromotor die Arbeit. Der Honda Civic Hybrid ist äußerst sparsam, zudem günstig in der Anschaffung. Die geballte Vernunft dieses Öko-Mobils lässt mit seinen 1,3 Liter Hubraum allerdings jede Sportlichkeit bei der Fahrweise vermissen. In der Ausstattungslinie Comfort kostet er ab 22.950 Euro, den Hybrid Elegance gibt es ab 24.350 Euro.

Zusätzlich zum Insight soll eine Hybrid-Version des kompakten Honda Jazz weitere Freunde der Kombination von Verbrennungs- und Elektromotor für die Palette der Japaner begeistern. Dass man mit derlei grünen Autos aber nicht nur Umwelt, Geldbeutel und eigenes Gewissen schonen, sondern auch noch richtig Spaß beim Auto fahren haben kann, soll die dritte Hybrid-Ausgabe in den nächsten drei Jahren untermauern. Ein sportliches Fahrzeug, wie der Unternehmenssprecher bestätigt. Mehr wolle (und dürfe er wohl) im Moment dazu nicht sagen, denn die Luft ist dünn geworden im allgemeinen Verdrängungswettbewerb auf dem zukunftsträchtigen Hybrid-Markt. Wir wissen, wie wir uns positionieren wollen, aber wir wollen uns noch nicht in die Karten schauen lassen. Heißt die nahe Zielsetzung Hybrid, also Verbrennungs- und Elektromotor als Antriebszwillinge, so gelten auf Dauer gesehen alle Anstrengungen jedoch der Entwicklung eines serienreifen Brennstoffzellen-Fahrzeugs. Die erste Produktionslinie für Brennstoffzellenautos wurde bei Honda bereits gestartet. Vom FCX Clarity will man in den nächsten drei Jahren 200 Fahrzeuge absetzen.

Trotz aller Entwicklung alternativer Antriebstechniken lässt Honda den guten alten Verbrennungsmotor nicht außer acht. Weshalb es den neuen Accord Diesel jetzt auch mit Automatik-Getriebe gibt. 2.600 neue Accord habe man bis Ende Oktober abgesetzt, was weniger sei, als wir uns eigentlich ausgerechnet hatten. Jetzt will der Hersteller mit einem neuen Pfund beim Accord wuchern. Mit der Kombination von Dieselmotor und Automatik erhoffen wir uns im kleinen Flottenbetrieb und im Taxigeschäft eine Steigerung., sagt Heintzel und verhehlt nicht, dass der Privatmarkt doch sehr geschrumpft sei. Aber mit sieben Prozent minus liege man noch etwas besser als die Konkurrenz, die teilweise deutliche Einschläge habe hinnehmen müssen. Es sind momentan eben keine guten Zeiten für Autobauer. Daran wird auch der Verkaufsstart des Honda Accord Diesel Automatik Anfang Januar 2009 prinzipiell nichts ändern können. Aber man ist ja derzeit auch mit kleinen Schritten zufrieden. Und irgendwo her müssen ein paar Adrenalinstöße ja auch kommen, wenn man sich im Zirkus Ecclestone schon ausgeklinkt hat.

Text und Fotos: Jürgen C. Braun

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