Test-Tour: Fiat 500

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Einfach cool wie Daniel Craig, charmant wie George Clooney oder charismatisch wie Sean Connery – dann klappt es auch mit dem Flirten. Da aber den meisten Männern (außer den drei oben genannten) diese Eigenschaften nicht mit in die Wiege gelegt wurden, gilt es Alternativstrategien wie Macho-Macker oder weichgespülter Softie zu entwickeln. Dabei kann die Kontaktaufnahme mit dem anderen Geschlecht doch ganz unkompliziert und ohne Anstrengung funktionieren wie unser Alltagstest mit dem Fiat 500 gezeigt hat.
Der Knuddel aus Turin löst auch nach einem Jahr Straßenpräsens immer noch Ach-wie süß-Bemerkungen aus. Die runde Form und das gelungene Retro-Design begeistern. So lernt die bessere Hälfte beim Einkaufen viele Frauen kennen, die zunächst das Auto bewundernd ihn ins Gespräch verwickeln. Umgekehrt funktioniert es leider nicht so gut, zwar sprechen die Frauen auch eine Fahrerin an, aber die Männer halten sich zurück. Vielleicht sollten letztere einen Blick ins Innere des Cinquecento werfen, um dann ihr Erstaunen über die vergleichsweisen guten Platzverhältnisse zum Ausdruck zu bringen. Tatsächlich ist es den Ingenieuren gelungen – trotz der übersichtlichen Länge von nur 3,55 m – genügend Raum für die Insassen zu realisieren. Vorne sitzen Fahrer und Beifahrer auch auf längeren Strecken kommod, selbst hinten geht es nicht zu minimalistisch zu – dem 2,30 m langen Radstand sei Dank. Das Interieur ist ansprechend gestaltet. Das lackierte Armaturenbrett, die schönen Rundinstrumente und die großen Bedienelemente für Klima und Lüftung gefallen. So lässt sich auch leichter verschmerzen, dass das Handschuhfach nur klein und nicht abschließbar ist, immerhin gibt es ein Verstaufach unter dem Beifahrersitzkissen. In den Kofferraum passen zwei Wasserkästen und Kleinkram. Klappt man die Rücksitzlehnen um, verschwindet der Wochenendeinkauf problemlos. Allerdings rutscht alles hin und her, weil zum einen die Lehnen nicht mit Stoff verkleidet sind, und zum anderen weil keine ganz ebene Ladefläche entsteht.

Das 1,2-Liter-Basisaggregat mit 51 kW/69 PS macht seine Sache gar nicht schlecht – sofern man die Fünfgang-Schaltung fleißig benutzt. Einmal auf Drehzahl gebracht, beschleunigt der Motor recht ansprechend. Die Leistung genügt sogar, um auch auf der Autobahn mithalten zu können. Die angegebene Höchstgeschwindigkeit von 160 km/h ist durchaus erfahrbar. Anders als der Durchschnittsverbrauch: Hier flossen bei uns mit mindestens sieben Litern zwei Liter mehr als vorgegeben durch die Leitungen. Wobei kurioser Weise der Kleine bei schnellen Autobahnsprints genügsamer war als bei innerstädtischen Touren. Nervig ist auch das Fahrwerk, das nicht für schnelle Kurvenfahrten ausgelegt wurde: viel zu schwammig, jede Bodenwelle wird zudem ungefiltert an die Bandscheiben weiterleitet, so dass der Kleine intern die Bezeichnung Hoppel erhielt.

Der Fiat 500 ist zwar ein Kleinwagen, aber kein günstiges Schnäppchen. Das Unternehmen lässt sich den Retro-Hype gut bezahlen. Unser Testwagen in der Lounge-Ausstattung kostet mindestens 12.900 Euro. Im Preis enthalten sind unter anderem eine Klimaanlage, 15-Zoll-Räder, Nebelscheinwerfer und ein Glasdach mit Sonnenschutzrollo. ESP kostet 320 Euro Aufpreis. Immerhin glänzt der Fiat 500 mit einer guten Sicherheitsausstattung inklusive eines Knieairbags, die zu einer Fünf-Sterne-Bewertung bei dem NCAP-Crashtest führte. Der hohe Flirtfaktor des Italieners ist serienmäßig, ein großes Plus für alle normalsterblichen Männer (und Frauen).

Text: Elfriede Munsch

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