Dunlop-Studie: Verstärkter Trend zu Winterreifen

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Ein bisschen war es vor zweieinhalb Jahren so, wie das in der allseits bekannten Forderung gipfelt: Wasch mich, aber mach mich nicht nass. Denn seit dem 1. Mai 2006 besteht nach der Novellierung der Straßenverkehrszulassungsordnung (StVZO) in Deutschland eine Pflicht zur geeigneten Bereifung. Damit wurde zwar keine Winterreifenpflicht gesetzlich eingeführt, aber es besteht seitdem die Pflicht, die Ausrüstung des Kraftfahrzeuges an die Wetterverhältnisse anzupassen. Was immer das auch heißen mag. Aber auch diese Empfehlung, und mehr war und ist sie nicht, kann teuer werden. Wer bei Schnee und Eis mit Sommerreifen unterwegs ist, der darf 20 Euro Bußgeld bezahlen, im Falle einer Verkehrsbehinderung sogar 40 Euro und ist mit einem Punkt im Verkehrszentralregister dabei. Ein Fall für – nicht nur spitzfindige – Juristen, mutmaßte auf einem Workshop des Reifenherstellers Dunlop vor zwei Jahren der Rechtsexperte des Zweiten Deutschen Fernsehens (ZDF), Wolfgang Büser, und bekannte: Ich freue mich schon auf die ersten Urteile.

Diese damals geäußerte Vorfreude ist nun zwei Jahre alt. Indes: Ein eindeutiges Indiz, oder gar ein juristisches Urteil gibt es immer noch nicht. Auch, weil es bisher am richtigen Winter mangelt. Dies erklärten die Reifen- und Klimaspezialisten des Hanauer Reifenherstellers jetzt erneut bei ihrem jährlichen Come together vor dem Wintereinbruch.

Gemeinsam mit Forschern der Universität Karlsruhe hat Dunlop eine Wetterstudie und über 6.000 repräsentative Verbraucherbefragungen durchgeführt. Deren Ergebnis spricht eine eindeutige Sprache und bekräftigt die Thesen der Initiative pro Winterreifen (www.pro-winterreifen.de). Denn trotz nachweisbarer Klimaerwärmung im untersuchten Zeitraum zwischen 1977 und 2007 führt an Winterreifen kein (sicherer) Weg vorbei. Obwohl in den vergangenen Jahren die Charakteristika von Sommer- und Winterreifen sich einander immer mehr angenähert haben. Aber die Spitzenleistungen in Extrembereichen des anderen Produktes können weder Sommer- noch Winterreifen erreichen, erklärt Dunlop-Experte Ralf Flachbarth.

Unter dem Begriff Winter sind nicht nur klirrende minus 20 Grad zu verstehen, sondern auch temporäre Gegebenheiten mit schmierigem, rutschigem Untergrund, die fatale Folgen haben können. Der Trend zu verantwortungsbewusstem Umgang mit dem Automobil hat sich offenbar auch beim Thema Reifen durchgesetzt. Denn 82 Prozent aller Autofahrer waren in der vergangenen Wintersaison auf Winterreifen unterwegs, wie die Studie ergab. 95 Prozent der Befragten gaben als Argument für ihre Bereifung das persönliche Sicherheitsbedürfnis an, das sie bei der Wahl von Winterreifen in den Vordergrund rückten. Hier wird quasi ein Schlagwort umgesetzt, das bei der Novellierung von Paragraph 2 der StVZO als Kunstwort kreiert wurde: Die Winterreifenpflicht für Vernünftige.

Glaubt man dem Motto dieser Expertenrunde (Dunlop weiß, was Winter ist), sollten im Lauf der Jahre eigentlich die meisten klimatischen Unabwägbarkeiten in den Griff zu bekommen sein. Doch ein Blick nach draußen belehrt uns mitunter mit leichtem Kopfschütteln: Auch in Zukunft werden sich mitunter bereits im Februar erste Schneeglöckchen aus der Erde trauen und im April noch zugefrorene Weiher zum Schlittschuh laufen locken.

Dem Winter, so hat es den Anschein, geht es mitunter fast so ein wenig wie der Zukunft. Glaubt man zumindest dem Münchener Urkomiker Karl Valentin. Denn der kam schon zu Zeiten der seligen Trambahn zu der Erkenntnis: Die Zukunft ist auch nicht mehr das, was sie früher einmal war.

Text: Jürgen C. Braun / Fotos: Jürgen C. Braun, Dunlop

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