Erste Erfahrungen: Mitsubishi Lancer Evolution „MR“

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Ultimative Kraftprotze mit den notwendigsten Komfort-Utensilien. Hardcore-Racer für den jugendlichen Anfänger-Macho im zweiten Ausbildungsjahr. Krawallmacher mit nach oben unbegrenztem Spaßfaktor. So oder ähnlich ließen sich die Autos mit den drei Diamanten im Kühlergrill, deren Vita die römische Buchstabenserie von eins bis neun (I bis IX) kennzeichnete, am besten um- und beschreiben. Damit soll jetzt endlich Schluss sein, weil der Mitsubishi Lancer Evo (entliehen dem lateinisch-stämmigen Begriff der Evolution für Entwicklung) einen richtigen Bruch zu seinen Vorgängermodellen vollzogen hat. So jedenfalls formuliert es ein Unternehmenssprecher. Der sportlichste aller Serien-Mitsubishis mit mittlerweile 295 PS und einer Höchstgeschwindigkeit von 243 km/h wird zwar noch auf einigen anderen Märkten als Evo X offeriert, in Deutschland bietet Mitsubishi den kernigen Nippon-Renner jetzt mit der Bezeichnung Lancer Evolution MR an. Was so viel wie Mitsubishi Racing heißen soll.

Könnte aber durchaus auch für mordsmäßige Rakete stehen. Zumindest dann, wenn man unsere ersten Fahreindrücke mit dem Zehner, der kein mehr sein darf, zugrunde legt. Die beginnen mit dem ersten Kennenlernen. Schon beim Aufeinandertreffen der Augenpaare des Betrachters mit dem wollüstig grimmigen Blick der Evo-Frontpartie wird klar: Hier steht ein wohl verpacktes, subtiles Kraftpaket, das darauf wartet, los gelassen zu werden. Das Auto, unter dessen Namen der Finne Tommi Mäkinen vier Rallye-Weltmeisterschaften für seinen Arbeitgeber eingefahren hat, erweist sich gegenüber den Vorgängern, die wir im Lauf der Jahre allesamt gefahren haben, als eine Art kultivierter Donnerbüchse.

Der Lancer Evo MR kann durchaus auch in friedvoller Mission durch die Innenstadt bewegt werden, auch dank des sequenziellen Doppelkupplungsgetriebe SST und einer etwas entschärften Lenkung. Die urwüchsige Kraft des Abgas-aufgeladenen Vierzylinder-Vierventilers wird erst dann ersichtlich, wenn die Gänge mit Wucht rein geknallt werden und der Fahrer vom Schaltprogramm Normal zu Sport oder zum ultimativen Super-Sport wechselt. Nach mehreren Vergleichskilometern wird klar, dass das Arbeiten mit den Lenkrad-Paddeln zwar mehr Rallye-Feeling verleiht, das Getriebe im Automatikmodus aber in Sachen richtiger Gangwahl den semiprofessionell vollzogenen Vorschlägen des Fahrers in nichts nachsteht.

Um mit dem Evolution MR so richtig Freundschaft und Partnerschaft schließen zu können, bedarf es sicherlich erheblicher Kilometer mehr auf freier Wildbahn (sprich auf abgesperrtem Territorium, um hier nicht miss verstanden zu werden). Aber auch eine erste kurze Ausfahrt lässt uns zu dem Urteil kommen, dass der MR in vielen Modi und Erscheinungsformen einen aufgewerteten und ausgewogenen Eindruck macht. Das war bei den Vorgänger-Modellen, die allzu sehr auf puristische Kraftentwicklung konzipiert wurden, nicht immer der Fall. In der von uns gefahrenen Version kostet der Mitsubishi Lancer Evolution MR 53.850 Euro.

Text und Foto: Jürgen C. Braun

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