Sebastian Vettel verleiht der Formel 1 Flügel

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Der 14. September 2008 wird in die Formel-1-Geschichte eingehen. Und nicht zum ersten Mal war es ein junger deutscher Pilot, der daran beteiligt ist. Wer ist dieser Sebastian Vettel, der an diesem Tag von der Pole Position aus im Auto eines kleinen Privatteams (Toro Rosso), das mit Kundenmotoren von Ferrari unterwegs ist, mit gerade mal 21 Jahren seinen ersten Formel-1-Sieg feiert? Als jüngster Sieger in der Geschichte der Königsklasse des Motorsports.

Für viele Experten ist Sebastian Vettel nicht erst seit seinem Sieg auf der Hochgeschwindigkeitsstrecke von Monza der logische Nachfolger von Michael Schumacher in Deutschland. Er ist es trotz des zehn Jahre älteren Nick Heidfeld und auch trotz der deutschen Konkurrenz wie Nico Rosberg oder Timo Glock spätestens seit seinem beeindruckenden Einstand im BMW Sauber F1 Team, als er 2006 in der Türkei gleich bei seinem ersten Formel-1-Training Bestzeit fuhr. Seine starken Auftritte bei den Asien-Rennen 2007 auf Toro Rosso festigten diesen Status.

Die Motorsportkarriere des jungen Mannes aus Heppenheim im Odenwal, der früher ein Schumi-Poster in seinem Zimmer hängen hatte, begann im Jahr 1995 wie bei den meisten anderen Formel-1-Größen im Kartsport. Dort eilte er von Erfolg zu Erfolg und 2003 schlug er in seiner ersten Saison in der Formel BMW mit dem Titel des Vizemeisters gleich voll ein. 2004 war er dann gar nicht mehr zu bremsen: 18 Siege in 20 Rennen bedeuteten überlegen die Meisterschaft und bis heute einen Rekord. Sein Vater, ein mittelmäßiger Hobby-Rennfahrer, hatte das Talent seines Sohnes früh erkannt, verkaufte sein eigenes Wettbewerbsauto, und fuhr statt dessen mit einem neuen Wohnmobil mit dem Junior von Rennen zu Rennen, um dessen Karriere zu fördern.

Doch im Jahr 2005 hatte Vettel zunächst Startschwierigkeiten in der Formel-3-Euroserie, in der er dennoch als bester Neuling Gesamtfünfter wurde. 2006 kämpfte er sogar bis zum Schluss gegen den jetzigen DTM-Piloten Paul di Resta um den Titel, allerdings ohne Erfolg. Doch bereits in seiner ersten Saison als offizieller Ersatzfahrer des BMW Sauber F1 Teams kam der Heppenheimer zum Einsatz, als Stammfahrer Robert Kubica in Kanada einen schweren Unfall hatte und aus Sicherheitsgründen beim Großen Preis der USA pausieren musste. In Indianapolis holte sich Vettel als Achter einen WM-Punkt und schrieb als jüngster Punktesammler der Formel 1 bereits Geschichte. BMW-Motorsport-Direktor Dr. Mario Theissen (im Bild links mit Vettel) gilt als Vettels Entdecker und väterlicher Freund und Förderer.

Ende Juli erhielt er die Freigabe von BMW, nachdem Toro Rosso einen Nachfolger für Scott Speed suchte. Toro Rosso bedeutet zu Deutsch so viel wie Roter Bulle, was auf Italienisch die Eigentümerfrage des ehemaligen Minardi-Teams beantwortet: Der österreichische Energydrink-Hersteller Red Bull zieht bei der Scuderia aus Faenza seit 2006 die Fäden – übrigens gemeinsam mit 50-Prozent-Teilhaber Gerhard Berger. Technisch ist Ex-Ferrari-Mann Giorgio Ascanelli verantwortlich. Vettels große Stunde auf der Bühne der Formel 1 schlug dann am 14. September 2008. Ein junger Mann, der den Werbespruch seines Rennstall-Besitzers in die Tat umsetzt: Er verleiht der Formel 1 Flügel.

Text: Jürgen C. Braun / Foto: BMW

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