Auf sich aufmerksam gemacht hatten die Chinesen vor etwa zwei Jahren mit Nachrichten, die zu allem, nur nicht zum Brillieren geeignet waren. Die Crashtest-Ergebnisse des Brilliance BS6 fielen seinerzeit unter die Rubrik mittlere Katastrophe. Bei einem ADAC-Crashtest gabs damals nur einen von fünf Sternen. Der Start des chinesischen Autobauers auf dem deutschen Markt war erst einmal ein fulminanter Schlag ins Wasser. Die beiden Jahre bis dato, so der europäische Vertriebspartner HSO Motors, habe man nun zum Nachbessern genutzt. Demzufolge wird nicht nur die für Oktober geplante Einführung des Stufenheck-Fahrzeugs BS 4 mit Spannung von Seiten des Herstellers und potenzieller Käuferschichten erwartet.
Dem derzeit auf der olympischen Welle reitenden China-Boom hat sich Brilliance jetzt medienwirksam angeschlossen und am Donnerstag die Kooperation mit einem der bekanntesten deutschen Fußballclubs medienträchtig bekannt gegeben. Der neue Bundesliga-Partner Borussia Dortmund ist schließlich nicht irgendwer, sondern war mehrfach Deutscher Meister, Pokalsieger und gewann in den Neunziger Jahren sogar schon die begehrte Champions League der Fußballprofis.
In einer Einladung zu einer Pressekonferenz, die einen Tag vor Bekanntgabe der beiderseitigen Partnerschaft verschickt wurde, erweckte Brilliance den Eindruck, als sei es dem Hersteller (mindestens!) soeben gelungen, die chinesische Mauer in ihrer gesamten Ausdehnung in den olympischen Farben anzumalen. Spektakulärer und geheimnisvoller ging es jedenfalls nicht mehr.
Am Donnerstag befleißigten sich nun beide Seiten, gegenseitig zu erklären, dass diese Partnerschaft eigentlich das Nonplusultra im Geschäft des Automobil/Fußball-Sponsoring sei und man sich im Prinzip doch nur gesucht und endlich gefunden habe. Dass die Bayern-Profis mit dicken Achtzylindern aus Ingolstadt zum Training fahren, die neue Fußball-Arena in Stuttgart nicht mehr Gottlieb-Daimler-Stadion, sondern Mercedes-Benz-Arena heißt und Volkswagen per anno geschätzte 30 Millionen in den Provinzklub VfL Wolfsburg pumpt, sind – so scheint es angesichts der künstlichen erzeugten China-Hype beim BVB – bestenfalls Randerscheinungen.
Fest steht jedenfalls so viel: Die Chinesen haben bei den Schwarz-Gelben aus dem Kohlenpott einen Vertrag bis zum 30. Juni 2010 abgeschlossen und zählen damit zum Kreis der so genannten Champion Partner, die pro Saison für diverse Werbeleistungen unter anderem im Signal Iduna Park, der Dortmunder Spielstätte, eine Summe im unteren siebenstelligen Bereich an die Borussen überweisen. Ein paar BS4 und BS6 wird es als Morgengabe auch noch geben, damit man zumindest einige Exemplare der China-Kracher auch im Straßenbild sieht. Die Herren Profis und deren Berater hatten aber wohl schon geahnt, was da auf sie zukommen könnte. Sie dürfen, so wurde gestern bekannt, auch weiter in ihren Luxus-Karossen zum Training fahren, anstatt auf chinesischen Billig-Hersteller umsteigen zu müssen.
Text: Jürgen C. Braun