Genf 2008 – ein Ausblick

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Nicht alles, was die Autoindustrie zum Frühlingssalon an den Genfer See mitgebracht hat, ist grün. Das Öko-Thema beherrscht allerdings auch diese Ausstellung. Hybride hier, Effizienzsteigerung da, an fast allen Ständen beschäftigt man sich mit dem Thema CO2-Reduzierung. Selbst Nischen-Hersteller wie Rinspeed, immer für spinnerte Objekte gut, untermauern ihre Ökotauglichkeit durch Videos über die Nachhaltigkeit ihrer Produktion und Hummer, als Produzent besonders abwegiger Geländewagen mit Golfkriegsmythos bekannt, stellt ein Hybridfahrzeug aus. Da fallen automobile Albernheiten wie getunte und in Echtgold lackierte McLaren SLR oder der schwarze Brabus Rocket nachgerade wohltuend auf, weil sie gar nicht erst versuchen, ökologisch sinnvoll zu wirken. Es wäre ohnehin vergeblich.

Mit Blick auf die deutschen Hersteller ist sicher der neue VW Scirocco das wichtigste Auto der Messe. Die Rückkehr von Volkswagen ins Segment preiswerter Sportwagen darf auf den ersten Blick als gelungen gelten. Allerdings wirft das Design doch eine Frage auf. Das VW-Gesicht mit dem markanten Plakettengrill fehlt dem Scirocco. Walther da Silva als neuer Design-Chef hat es kurzfristig umgestaltet, damit sich VW im Rückspiegel besser von Audi abhebt. So kommt der neue Sportler von vorne ein bisschen brav daher, was der insgesamt gelungenen Form aber keinen Abbruch tut.

Mercedes baut in Genf seine Umweltkompetenz weiter aus und zeigt den GLK, immer noch als Studie aber nun mit Hybridantrieb. Außerdem gibt es eine C-Klasse mit Blue-Efficiency-Technik, die den Bestseller, ähnlich wie Bluemotion bei VW oder Efficient Dynamics bei BMW mit allerlei technischen Tricks besonders sparsam macht. Im Ergebnis kommt der C 200 CDI jetzt mit 5,1 Litern Diesel aus, der C180 Kompressor mit 6,5 Litern Super. Außerdem haben die Schwaben das neue kleine Sportcoupe CLC, sowie die überarbeitete SL-Klasse mit an den Genfer See gebracht.

Gleich nebenan zeigt BMW eine ganze Flotte von Efficient Dynamic Modellen. Alle schön in der neuen Modefarbe weiß lackiert. Darunter befindet sich ein X5 mit Hybridantrieb, der bis auf weiteres allerdings eine Studie bleibt. Am Audi-Stand, eine Halle weiter, steht der neue A4 Avant im Mittelpunkt des Interesses. Der schicke Lifestyle-Kombi gehört traditionell zu den Stützen des Audi-Absatzes und wird entsprechend wichtig genommen. Da kann man den ebenfalls neuen RS6 mit 580 PS schon fast übersehen.

Porsche hat nach Genf das schon in Frankfurt gezeigte Modell des Cayenne Hybrid mitgebracht und beschränkt sich ansonsten darauf, die effiziente, weil leistungsstarke Verbrennungstechnik in seinen Sportwagenmotoren vorzustellen. Ohnehin drehen sich am Stand der Zuffenhausener die Gespräche mehr um die Übernahme von VW statt um die eigenen Produkte.

Ford schickt in Genf den neuen Kuga ins Rennen um die Gunst des Publikums. Als letzter deutscher Volumen-Hersteller haben die Kölner damit den Markt der kleinen SUVs entdeckt, was dem Auto aber nicht schadet. Opel wiederum glänzt mit der Studie des nächsten Meriva, die mit gegenläufig öffnenden Türen einen neuen Maßstab in Sachen Flexibilität setzen könnte, wenn sie denn so realisiert würde.

Die Konzernschwester Saab zeigt in Genf unter anderem den 9-4X, einen SUV für das Premiumsegment, der allerdings darunter leidet, dass er erst im nächsten Jahr auf den Markt kommt. Da sind ihm die anderen Schweden, Volvo nämlich, mit dem XC60 ein Jahr voraus. Auch dieser kompakte SUV spielt in der Premium-Liga und dürfte ein Erfolg werden.

Sehenswert ist auch der Kombi des neuen Citroën C5. Der neuerdings Tourer genannte Franzose ist er eine elegante Alternative zu Passat und Co. Der Citroën Cactus, die Studie eines Öko-Mobils in günstiger Leichtbautechnik mit Dieselhybridantrieb hat in dieser Form leider keine Marktchancen. Zwar wird das Leichtbaukonzept weiter vorangetrieben, aber der Dieselhybrid wird wegen gestrichener Fördergelder nicht weiter entwickelt.

Solche Probleme hat Toyota nicht. Zum einen gibt es dort schon Hybride, zum anderen ist die Kasse randvoll. In Genf zeigen die Japaner die Plug-In-Version des Prius. Damit kann man den Wagen an der Steckdose aufladen und rein elektrisch zur Arbeit fahren, was in Summer den CO2-Ausstoß kräftig senkt. Allerdings ist auch der noch eine Studie. Anders als der neue Kleinwagen IQ, der auf drei Metern Kürze Platz für drei Erwachsene und ein Kind bietet und ziemlich maskulin daher kommt. Eine Marktnische findet sicher auch der Urban Cruiser, eine kleiner SUV unterhalb des RAV4, der auf die Bedürfnisse eines städtischen Publikums zugeschnitten ist.

Nicht zu kriegen, jedenfalls nicht in Deutschland, ist der Tata Nano. Der indische Autozwerg ist so etwas wie der heimliche Star der Messe, weil er zeigt, wie Autofahren abseits von Leistung und Komfort auch gehen kann. Was nicht wirklich geht, ist der Auftritt der Chinesen von BYD. Die Buchstabenkombination steht für Beyond Your Dreams und anscheinend haben die Designer vor allem von Toyota geträumt und deshalb 1:1-Kopien Prius und Aygo gebaut.

Text und Fotos: Günter Weigel

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