Erste Erfahrungen: Chevrolet HHR

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Ein bisschen Al Capone, ein bisschen Bonnie and Clyde, ein bisschen Glenn Miller: Auf jeden Fall aber viel US-Lebensgefühl und Historie der 30er und 40er Jahre des vergangenen Jahrhunderts. Der Chevrolet HHR ist das erste richtige amerikanische Auto, das die eigentlich ur-amerikanische Marke auf dem deutschen Markt einführt. Bisher beschränkte man sich auf Erzeugnisse koreanischer Produktion aus dem Hause Daewoo.

Gilt der Chrysler PT Cruiser als der originalgetreue Markenbotschafter typischer US-Automobile der Vorkriegs-Ära, so darf dem neuen Chevy HHR eine gewisse Blutsbruderschaft attestiert werden. Automobile, die bisher unter dem mächtigen Chevrolet-Goldkreuz im Kühler durch die Lande fuhren, galten nicht gerade als Design-Ikonen. Lacetti, Epica oder Matiz sind mehr Biedermänner als Brandstifter. Die zwar preisliche sehr interessante, optisch aber dennoch schmucklose Daewoo-Vergangenheit lässt sich halt nicht mit einem einzigen Designer-Federstrich ad acta legen.

Jetzt, mit dem HHR, soll alles anders werden. Bauch statt Kopf soll mehr in die Kaufentscheidung des Kombis, der voll auf der Retro-Welle reitet, mit einbezogen werden. In den USA läuft die Neuauflage des Al-Capone-Mobils schon seit etwas mehr als zwei Jahren, wurde zum Car of the year gewählt. Etwa eine halbe Million HHR versehen bereits ihren Dienst zwischen New York City und L. A.

Hierzuland soll er zwar eine Nischenbesetzung werden, wenn auch eine – für Chevrolet-Verhältnisse – erfolgreiche. An die 4.000 verkaufter Fahrzeug-Einheiten werden im ersten vollen Verkaufsjahr angepeilt. Wem der vom Cw-Wert glatt gebügelte, flache Einheitsbrei der gängigen Karossen ziemlich auf den Keks geht, der sollte sich den HHR zumindest einmal näher anschauen. Das Fahrzeug mit dem hohen Dach, den ausgeprägten Kotflügeln, und der großen Schnauze mit dem mächtigen blanken Chromgrill erinnert frappierend an seinen Urvater, den Chevy Suburban aus dem Jahre 1949.

Das damalige Unikum gilt heute, nach mittlerweile fast 60 Jahren, als das erste MPV, (Multi Purpose Vehicle), also das erste vielseitig einsetzbare Fahrzeug. Der Name HHR steht für Heritage High Roof (zu deutsch: Das Erbe des hohen Daches). Damit erinnert er an den historischen Vorgänger Ende der 40er Jahre mit ähnlich hohem Dachaufbau. Dass der Retro-Kombi aus dem General-Motors-Konzern dem eingangs erwähnten PT Cruiser verdammt ähnlich sieht, wundert nicht einmal. Beide stammen aus der Ideenwerkstatt des Designers Bryan Nesbitt.

Statt des 3,6 Liter großen Reihen-Sechszylinders, der das 49er Modell beatmete, verwendet der US-Hersteller heute einen Vierzylinder, der aus 2,4 Liter Hubraum 170 PS und 224 Newtonmeter schöpft. Übertragen wird die Kraft, die wir bei unseren ersten Erfahrungen als nicht gerade explosiv empfanden, wahlweise über ein serienmäßige Schaltgetriebe oder eine vierstufige Automatik. Diese machte auf uns einen durchaus harmonischen Eindruck. In beiden Fällen ist bei etwa 180 km/h Schluss mit Vortrieb. So auffallend und außergewöhnlich der optische Auftritt des HHR auch ist, im Innenraum mangelt es an Kopffreiheit und auch die Seitenführung der Sitze ist durchaus noch verbesserungsbedürftig.

Zur optischen Exklusivität gesellen sich beim HHR mit einer Außenlänge von 4,47 Meter, einem Radstand von 2,63 Meter und einem Stauraum von 638 Liter aber auch alltagstaugliche Vorzüge. Hinzu kommen drei Geheimfächer im Wagenboden sowie umklappbare Lehnen für Rückbank und Beifahrersitz. Eine in Längsrichtung verschiebbare Rücksitzbank hätte der variablen Vielfalt des Fahrzeuges gut getan.

Die umfangreiche Ausstattung ist Grundlage des Einstiegspreises von knapp 23.000 Euro. Elektrisch verstellbare Ledersitze, Tempomat, CD-Radio mit MP3-Anschluss sowie als Sicherheits-Features ein ESP neben vier Airbags sind ein angemessener Standard.

Text: Jürgen C. Braun

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