Buchtipp der Woche

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Ralf König: Hempels Sofa.
(Rowohlt Taschenbuch Verlag rororo; 9,95 Euro).

Dr. Silke Hempel ist nicht zu beneiden. Als psychotherapeutisch tätige Psychiaterin mit eigener Praxis in Berlin kann sie nicht über einen Mangel an Patienten klagen. Aber: Wer weiß, was für andere gut ist, weiß das deshalb für sich selbst ja noch lange nicht. Und so ist Silkes Couch bzw. Hempels Sofa ihr keine Hilfe bei den eigenen Alltagsproblemen.

Und davon gibt's reichlich: Silkes Sohn aus inzwischen geschiedener Ehe interessiert sich für nichts. Außer für Computerspiele, und die sind genau so bedenklich wie die Videos, die er als Hobbyfilmer dreht. Silke ihrerseits fühlt sich – öfter als ihr lieb ist – reichlich allein gelassen. Da fehlt, man ahnt es, die starke Schulter. Und die sollte, man ahnt es auch, die eines Mannes sein.

Zum Glück hat Frau Doktor Hempel einen besten Freund, der außerdem auch noch ihre Praxis managt. Und Silkes Privatleben managt Bürokraft Bert gleich mit, indem er die fehlende männliche Schulter für sie ausfindig macht. Die heißt Martin, sieht sehr gut aus, ist nicht doof und hat außerdem Charakter. Ein makelloses Exemplar also, käme er nicht aus Franken und spräche den ortsüblichen Dialekt in seiner allerbreitesten Ausprägung. Allein das führt schon zu Verwicklungen…

Hempels Sofa zeigt Ralf König von seiner besten Seite. In gewohnter Manier zeichnet er seine knollennasigen Figuren, und in den Sprechblasen geht es bisweilen ausgesprochen derb zu. Um ein heißes Thema herumzureden, darauf verschwendet er nicht eine einzige Seite. Genau das ist aber auch seine große Stärke: Bei aller zeichnerischen und sprachlichen Derbheit eine schon zartfühlende Sympathie für die Figuren zu zeigen, die dadurch bei aller Chaotik niemals lächerlich wirken.

Hempels Sofa ist somit nicht bloß ein Comic, sondern ein vorzügliches Trostbuch für alle Situationen, in denen einem der Alltag eher wahnsinnig als wahnsinnig komisch vorkommt.

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