CD-Tipp der Woche

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Joe Barbieri – In parole povere (Le Pop/Groove Attack)

Mit Pop aus Italien verbindet man bislang meist kommerziell erfolgreiche Major-Acts wie Ramazotti, Bocelli und Zucchero oder etablierte Liedermacher wie Paolo Conte. Bislang – denn Joe Barbieri bläst mit seinem ersten Album auf Le Pop Musik In parole povere frischen Wind über die Alpen. Der Titel bedeutet soviel wie mit wenigen Worten, das Album aber ist so reich an musikalischer Finesse und Eleganz, dass man sich fragt, warum der Sänger und Songwriter aus Neapel erst 33 Jahre alt werden musste, um auch jenseits Italiens entdeckt zu werden.

Ein typisch italienisches Gericht, verfeinert mit internationalen Gewürzen, so beschreibt Barbieri In parole povere. Was damit gemeint ist, zeigen gleich die ersten Töne des Openers In questo preciso momento: Das Stück beginnt mit leicht gezupftem Kontrabass, eine dezente Akustik-Gitarre setzt ein und Barbieri sorgt mit seiner unverwechselbar klaren und samtenen Stimme sofort für weiche Knie. Dann ein erstes Break und mit dem Einsetzen des Schlagzeugs breitet sich der Sound des Albums in voller Schönheit aus. Das klingt gleichzeitig nach klassischem Trio-Jazz der frühen Sechziger, nach argentinischem Tango und brasilianischem Bossa Nova. Die sanften Melodien jedoch machen In parole povere einzigartig poppig und sehr italienisch. Wer meine Musik hört, braucht nicht lange, um herauszufinden, dass ich Italiener bin. Ich transportiere auf meine Art und Weise einen sehr klassischen italienischen Stil.

Dieser Barbieri-Stil zeigt den Einfluss der Cantautori, der Erneuerer des italienischen Lieds seit den 1950er Jahren, wie Luigi Tenco, Piero Ciampi oder Gino Paoli. Zugleich verehrt Barbieri Größen der Música Popular Brasileira wie Caetano Veloso oder Maria Bethania und die Protagonisten des Cooljazz. In parole povere erhält gerade durch die klassische Jazz-Instrumentierung und die zurückhaltende Eleganz seine Kohärenz als Album, wenngleich es vor Songperlen nur so wimmelt: Genannt seien das extrem lässige Leggera, neben dem luftigen Bossapop von Microcosmo das radiotauglichste Stück, das wunderbare Duett mit Mario Venuti Pura Ambra oder das einschmeichelnde Stella di prima grandezza. Die subtile Instrumentierung und die ungekünstelte Emotionalität von Barbieris Gesang machen In parole povere zu einem intimen Meisterwerk voll Poesie und Atmosphäre.

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