Curzio Malaparte. Zwischen Erdbeben. Streifzüge eines europäischen Exzentrikers.
Eichborn Verlag; 30 Euro
Usprünglich hieß er Kurt Suckert. Da er aber in Italien aufwuchs, änderte er später seinen Namen in Curzio Malaparte, was zu einem guten Teil selbstironisch gemeint war. Denn Malaparte ist, als der schlechte Teil, das genaue Gegenstück zu Bonaparte, und zur Namensänderung wurde Suckert durch eine Lektüre inspiriert.
Schlecht oder gut? Der Autor Curzio Malaparte, dessen Todestag sich am 19. Juli zum 50. Mal jährt, war eine zeitlebens umstrittene Figur, war Faschist, Kommunist, Wendehals, Egozentriker, Narziss, Dandy und Held, wie es der Eichborn Verlag kurzerhand selbst sagt.
Von besonderem Interesse in den hier versammelten Reiseeindrücken sind die beklemmenden Schilderungen des Nachkriegsdeutschland von 1946 – aus heutiger Sicht unglaubliche Details von Verwüstung, Hunger und Verelendung.
Von besonderem Interesse ist sicherlich aber auch die Beurteilung von Malapartes Reise-Werk durch Bruce Chatwin (1940-1989), der ja heute seinerzeit als prägender Autor und Wegbereiter von phantasievoll ausgeschmückten oder mit rein subjektiven Eindrücken versehenen Reiseberichten gilt, u. a. durch sein Australienwerk Traumpfade.
Übrigens: Nur wetterwendisch kann Malaparte – Dandy hin, Karrierist her – doch nicht gewesen sein. Über den Krawattengeschmack des italienischen Diktators Mussolini lästerte er öffentlich derart, dass der Diktator ihn schließlich zum Gespräch bat. Malaparte konnte sich wohl herauswinden, bat aber abschließend noch um ein Wort zur eigenen Verteidigung. Sogar in jenem Augenblick, so lautete Malapartes Rechtfertigung dann, trage Mussolini eine fürchterliche Krawatte …
Aus Anlass des 50. Todestages zeigt die Pasinger Fabrik in München vom 13. September bis 18. Oktober eine Ausstellung zu Leben und Werk Curzio Malapartes.