„Mutter Natur“ wird nicht platt gemacht

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Studentin der Fachhochschule Trier untersucht Auswirkungen von Deutschland-Rallye auf Umwelt – Erste wissenschaftliche Expertise

Ein Motorsport-Großereignis wie die Deutschland-Rallye, sowie Natur- und Umweltschutz sind miteinander vereinbar. Das ist das Ergebnis der Diplom-Arbeit von Diplom-Wirtschaftsingenieurin Katja Arend (Züsch bei Trier). Die erste wissenschaftliche Untersuchung in Deutschland zu diesem Thema wurde jetzt im Beisein von Umwelt- und Motorsport-Experten vorgestellt.

Eine besondere Beziehung hatte die 25jährige Studentin der Fachhochschule Trier (Umweltcampus Birkenfeld) nicht zum Motorsport, zu der Liaison der Studentin aus dem Hochwald damit kam es vor allem dadurch, weil das Thema bei uns ausgeschrieben war. Über ein halbes Jahr begleitete Katja Arend Vorbereitungen, Durchführung und Aufarbeitung der Veranstaltung, die innerhalb von drei Tagen über 200.000 Menschen in die Großregion Trier lockt. Der Titel ihres umfassenden Papiers: Umweltschutz und Großveranstaltungen – Auswirkungen der ADAC-Rallye Deutschland auf die natürlichen Lebensräume im Veranstaltungsgebiet. Am Mittwoch fand das Kolloquium als Prüfungsabschluss statt. Experten wie Professor Dr. Heinz Finken (Umweltcampus Birkenfeld, Fachgebiet Energie und Umwelt) und Dr. Karl-Friedrich Ziegahn (Forschungszentrum Karlsruhe, Energie, Umwelt und Atmosphäre) diskutierten mit Rallye-Leiter Armin Kohl, Vertretern von BUND, Militärs und hochrangigen Kommunalpolitikern das Ergebnis.

Ich bin völlig unvoreingenommen an die ganze Geschichte heran gegangen. Ich war weder pro noch kontra Motorsport eingestellt. Aussagen und Ergebnisse meiner Arbeit basieren ausschließlich auf den von mir gemachten Erfahrungen und Untersuchungen, schildert die (Ex)-Studentin ihre Ausgangslage Mitte des vergangenen Jahres. Katja Arend setzte bei der Erstellung ihrer Expertise thematische Schwerpunkte wie das Leitsystem der über 200.000 Zuschauer, die Installierung fester Zuschauerpunkte, das Errichten von Zuschauerbrücken und -Schleusen, eine fachgerechte Abfallentsorgung und den effektiven Einsatz der Umweltbeauftragen.

Als Conclusio ihrer Arbeit, die sie unter anderem mit persönlichen Fotos über einen längeren Zeitraum vor, während und nach der Veranstaltung dokumentierte, hält sie fest, dass die Natur nur in einer Art und Weise beeinträchtig wird, die keine langfristigen, bzw. nachhaltigen Schäden mit sich bringt. Insbesondere die zahlreichen Zuschauerschleusen hätten bewirkt, dass während der Rallye in Mitleidenschaft gezogene Bereiche (Wiesen etc.) sich in kurzer Zeit ohne jegliche fremde Hilfe, z. B. durch Aussaat neuer Grassamen erholten. Dabei sei zu bedenken, dass es sich bei der Regenerierungszeit (Spätsommer oder Frühherbst) nicht um die ideale Jahreszeit zum Pflanzenwachstum handele.

Die Umwelt-Experten Finken und Ziegahn (Ich vollziehe selbst den Spagat als Umwelt-Experte und Hobby-Motorsportler.) begleiteten die Arbeit Katja Arends und bekräftigten den Aussage-Gehalt der Untersuchung. Diskussionen und Anregungen zu diesem Thema gab es schon seit längerem, hier aber handelt es sich um die erste wissenschaftlich fundierte Untersuchung mit fest dokumentierten Ergebnissen, betonte Ziegahn.

Mit Stolz, Genugtuung und der festen Gewissheit, Vorbild-Charakter in Sachen Umweltschutz bei Großveranstaltungen zu repräsentieren, nahm auch Armin Kohl, Leiter der deutschen WM-Rallye, das Ergebnis zur Kenntnis. Nicht umsonst habe die Deutschland-Rallye für ihr Engagement auf diesem Gebiet den Umweltpreis des Deutschen Motorsportbundes (DMSB) erhalten. Untersuchungen wie diese hätten auch zu einer Versachlichung im Umgang von Motorsportlern und Umweltexperten miteinander geführt, sagte Tilmann Kluge, Leiter des Umweltamtes im Hochtaunuskreis und einer von drei Umweltberatern der ADAC Rallye Deutschland.

Text und Foto: Jürgen C. Braun

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