Erste Erfahrungen: Lexus LS 460

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Eigentlich könnten sich die Manager der deutschen Premium-Marken entspannt zurücklehnen, wenn Lexus, die Nobel-Tochter von Toyota eine neue Oberklasse-Limousine vorstellt. Mit geplanten 600 Einheiten im Jahr 2007 macht man den Platzhirschen hierzulande keine Angst. Dass dem großen Japaner trotzdem jede Menge Aufmerksamkeit sicher ist, liegt am Weltmarkt. In den USA ist Lexus Marktführer und auch auf vielen anderen wichtigen Märkten ist der LS eine ernst hafte Konkurrenz zur S-Klasse, 7er BMW und Audi A8. Und das, obwohl es weder Diesel noch Sechszylindermotoren gibt und die Kunden ausschließlich zum V8 greifen müssen.

Schon der LS 400, der erste Lexus überhaupt, konnte seine Fans mit einer seidenweichen Motorgetriebekombination und extrem ruhigem Lauf überzeugen. Man wollte ein ruhiges Reiseauto, die fahrdynamischen Qualitäten de deutschen Wettbewerber konnte man nicht bieten. Diesbezüglich haben sich die Japaner in 15 Jahren immer mehr angenähert. Der neue Lexus LS 460 muss sich in puncto Leistung und Fahrdynamik nicht hinter einer S-Klasse verstecken, ohne aber die ursprünglichen Tugenden zu vernachlässigen. Sagte man früher einem Rolls Royce nach, das lauteste Geräusch an Bord sei das Ticken der Uhr, so verblüfft der LS 460 im Leerlauf mit einem Standgeräusch von 36 Dezibel, was in etwa dem Grundrauschen der Umgebung entspricht. Uhren ticken heute nicht mehr, aber ganz sensible Ohren vernehmen vielleicht das Surren der Benzinpumpe. Tatsächlich war der ein oder andere bei der Präsentation des Fahrzeugs irritiert, weil er den Motor noch stehend wähnte. In Bewegung ist bis zu mittleren Autobahngeschwindigkeiten nichts außer dem leisen Säuseln des Windes und ein bisschen Abrollgeräusch zu hören. Diese Ruhe nutzt Lexus, um das derzeit beste Dolby Surround System ins Auto zu packen. Marc Levinson, amerikanischer Highend-Spezialist für Audio-Anlagen, kreiert ausschließlich für Lexus Klangwelten fürs Auto. Mit 19 Lautsprechern lässt sich der LS in ein rollendes Kino oder einen Konzertsaal verwandeln. Pure Wellness für die Ohren.

Wellness ist überhaupt das Thema bei Lexus. Hinten wie vorne sitzt man bequem auf weichen Ledersesseln. Das Interieur ist schön designt und vermittelt eine heimelige Atmosphäre ohne plüschig zu werden. Eher Designer-Lounge denn Barock-Salon. Die Lexus-Designlinie L-Finesse, die jetzt auch bei der großen Limousine zum Einsatz kommt, sorgt für ein gefälliges, aber letztlich doch dezentes Auftreten.

Was deutsche Automanager neugierig auf den Lexus macht, ist die geballte Sicherheitstechnik des Japaners. Mit einigen Weltpremieren stellt er auf diesem Gebiet alle anderen zurzeit in den Schatten. Neben dem schon bekannten Precrash-System mit Radardetektoren arbeitet Lexus optional mit Infrarotkameras für weiche Hindernisse wie Fußgänger oder Tiere. Ferner kontrollieren Sensoren, ob der Fahrer im drohenden Ernstfall gerade abgelenkt ist und warnen entsprechend heftiger. Ein Spurhalteassistent hält das Fahrzeug selbstständig auf Kurs, solange der Fahrer nicht länger als 15 Sekunden das Lenkrad loslässt und sogar hinten achtet ein Radarsystem auf drohende Annäherung und bringt vorsorglich die Kopfstützen in die richtige Position. Ergänzt wird diese präventive Sicherheit durch verbesserte Agilität mit einem Lenkassistenten, der im Notfall die Übersetzung ändert, schnelleres Steuern möglich macht. Hinzu kommt ein elektronisch geregeltes Fahrwerk, das hilft, den Zweitonner auch bei schnellen Ausweichmanövern stabil und wankfrei zu halten.

Apropos schnell: Mit 380 PS aus einem neuen 4,6 Liter V8, der Saugeinspritzung und Direkteinspritzung kombiniert, kommt kein Gefühl von Leistungsmangel auf. Die Limousine sprintet in 5,7 Sekunden auf 100 km/h und ist, wie alle anderen, bei 250 km/h abgeregelt. Der Normverbrauch beträgt, auch dank des weltweit ersten Achtgang-Automatikgetriebes 11,1 Liter Super. Den Luxus lässt sich Lexus mit 82.000 Euro für das Basis-Modell bezahlen. Ergänzend gibt es zwei Ausstattungspakete für weitere Extras. Das ist etwas mehr als die Konkurrenz für ähnlich starke Limousinen veranschlagt. Zieht man die bessere Ausstattung des Japaners ins Kalkül ist er etwa zehn Prozent günstiger als die Wettbewerber. Zu Bemängeln gibt es eigentlich nur den mit 420 Litern zu kleinen Kofferraum, zumindest wenn an die Vierzonenklimaanlage mit integriertem Kühlschrank hinten ordert.

Für Freiberufler und Privatkunden, die nicht an einen deutschen Fuhrpark gebunden sind, ist der Lexus eine echte Alternative, die keinerlei Kompromisse erfordert und jede Menge stilvollen Luxus bietet.

Text: Günter Weigel

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