Die „Grünen“ drehen den Zündschlüssel

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Sie stinken, sie qualmen, sie verpesten die Luft, sind laut und lärmend und die Fahrer sind sowieso alles Rowdies und Raser. Heilige Einfalt, heiliges Vorurteil! Keiner Sportart wurde das Mäntelchen der allgemeinen Verteufelung so schnell und mit so großer Begeisterung umgelegt wie den Rallyesportlern, jenen Zehnkämpfern des Motorsports, die auf abgesperrten Wertungsprüfungen im Gelände ihre Besten ermitteln. Das Beispiel der am kommenden Wochenende rund um die Moselhauptstadt Trier zum fünften Mal stattfindenden Rallye Deutschland, einem Lauf zur Weltmeisterschaft, zeigt jedoch, dass es auch anders geht.
Das Thema Umweltschutz nimmt da einen breiten Raum ein.

Rallye-Leiter Armin Kohl, ein ehemaliger Polizei-Offizier, vertritt zwei Tage vor dem Start der Veranstaltung, zu der an drei Tagen wieder mehr als 200.000 Zuschauer aus etwa 20 Ländern erwartet werden, die Meinung, dass sich keine Sportart so sehr für Umweltbelange einsetzt, wie das der Motorsport und insbesondere der Rallyesport tun. Eine Auffassung, mit der er offensichtlich nicht allein dasteht. Bereits vor Jahresfrist wurden die Veranstalter des deutschen WM-Laufes mit dem Umweltpreis des Deutschen Motorsportbundes ausgezeichnet.

Wir haben die besten Umwelt-Experten, die aussagekräftigsten Gutachten, was die Erhaltung ökologischer Strukturen angeht. Wir führen unsere Zuschauer dorthin, wo wir sie gerne hin hätten und sorgen dafür, dass sie keine Wiesen zertrampeln und keine Bachläufe verschmutzen, sagt der Mann aus der Eifel. Kohl, gleichzeitig Sportleiter des ADAC Mittelrhein, bekräftigt dass wir heute den Totschlag-Argumenten unserer Gegner aus früheren Tagen nicht mehr schutzlos ausgeliefert sind und die besseren Antworten haben. Die Zuschauer, so der 62jährige, seien das Umwelt-relevanteste Thema. Seit Jahren arbeitet der ADAC deshalb daran, sein Zuschauerkonzept zu perfektionieren.

Der ADAC Motorsport legt schon seit Jahren bei allen Veranstaltungen (ca. 3.400 pro Jahr) Wert auf ein umsichtiges und sensibles Umgehen mit der Natur. Diese grüne Seele wird vor allem beim Rallye-WM-Lauf ersichtlich. Von den Autobahnen aus führen großflächige Hinweistafeln zu den besten Zuschauerzonen. Insgesamt 1.400 Richtungspfeile wurden für die 83 spektakulärsten Plätze aufgestellt, die Zuschauer werden über eigens errichtete Holzbrücken geführt, um schützenswerte Pflanzen und Tiere nicht zu gefährden. Dabei setzt der Veranstalter die Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie der Europäischen Kommission genauestens um.

Aber nicht nur die Veranstalter, sondern auch die Teilnehmer haben mittlerweile ein großes Umweltbewusstsein entwickelt, wie der österreichische WM-Pilot Manfred Stohl erklärt. Der aktuelle WM-Fünfte betreibt neben seiner Tätigkeit als Rallye-Profi eine eigene Entwicklerfirma und wird ab Donnerstag bis Sonntag erstmals mit einem Erdgas-betriebenen Mitsubishi Lancer World Rallye Car an den Start gehen. Dieses Fahrzeug wurde in Österreich bereits erfolgreich eingesetzt und gewann dort die Klasse für alternativ betriebene Fahrzeuge. Der Wiener ist davon überzeugt, dass dieses umweltfreundliche und Ressourcen schonende Konzept eine Zukunft im Rallyesport hat: Die Autos sind extrem schnell. Ich bin überzeugt, dass die FIA in diese Richtung gehen sollte. Eine Grüne Serie von Biodiesel bis Erdgas öffnet neue Türen, auch bei Sponsoren. Der Rallyesport würde so erneut eine Vorreiterrolle beim Thema 'Umwelt-Verantwortung' im Motorsport übernehmen.

Text: Jürgen C. Braun

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