CD-Tipp der Woche

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The Feeling: Twelve Stops And Home. (Island/Universal)

The Feeling ist eine junge Band, was gleichermaßen für das Alter der Band als auch auf das ihrer Mitspieler gilt. Und Feuilletonisten seien vor den Newcomern aus Sussex gewarnt: Sie haben sich nicht auf den Weg gemacht, um dem Britpop eine neue, noch nicht dagewesene Facette zu verleihen. Ein Pressetext zum Album Twelve Stops And Home verfehlte das Thema, würde er überwiegend aus bedeutungsschweren Interpretationen bestehen. Nein, The Feeling haben schlichtweg eine CD produziert, für die gilt: Man macht das Ding rein in den Wechsler – und fertig. Oder: Die runde Scheibe muss in das eckige Plastikteil, und dann kann man erst mal eine Weile fahren, ohne sich zu langweilen oder den CD-Wechsler zu betätigen.

Man kann aber mit Twelve Stops And Home auch vorzüglich einen Grillabend unterlegen. Die CD klingt, als hätte die Band nach Lust und Laune und ohne jede Kreativitätsbremse in den Archiven der 70er Jahre gestöbert, sich anschließend gefragt, warum es sowas nicht anno 2006 in aktueller Variante gibt, um alsbald die Lücke zu schließen. Supertramp kann man da raushören, vielleicht auch 10cc, die Bee Gees, bevor sie die Discos fluteten, Abba kann man sicher auch wiederfinden – ja, und ich erinnerte mich bisweilen sogar an das One-Hit-Wonder Barbados von Typically Tropical anno 1975. Twelve Stops And Home ist eine Mischung aus angerocktem Pop (die Puristen mögen mir die Deutung nachsehen), sehr abwechslungsreich gemacht, mit viel Harmonie und vielen Harmonien.

Man könnte dies, mit einigem Recht, als Großeltern-Scheibe bezeichnen, von Retro-Fans begrüßt, von Innovationshungrigen als Langweiler nach wenigen Takten zurück ins Regal gestellt. Manche der Vorbilder sind ja auch schon Oma und Opa -Abba höchstselbst freuen sich z. B. über das ihnen gewidmete Musical Mamma Mia!, lehnen aber eine Reunion ausdrücklich mit Blick auf ihr heutiges Alter ab. Aber die The Feeling-Leute sind Mitte 20 und fangen gerade erst an. Und beweisen mit ihrer Hommage, dass, was 1972 z. B. im Autoradio eines Opel GT gut klang, sich im Wechsler der Neuauflage von 2006 auch gut macht. Und fleißig gegrillt, siehe obigen Tipp, wird ja sommers heute wie damals sowieso.

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