Erste Erfahrungen: Porsche GT3

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Zugegeben, der Schalensitz ist ab Jeansweite 38 etwas spack an der Hüfte, aber er erfüllt seinen Zweck. Man sitzt und hat den Halt, den es braucht, um ein als Sportwagen getarntes Rennauto artgerecht zu bewegen. Der Porsche GT3 ist die derzeit sportlichste Möglichkeit ein Produkt aus Zuffenhausen zu bewegen und er ist die Basis für jede Art von Kundensport, der im Moment das Gros der Rennsportaktivitäten von Porsche ausmacht.

Der GT3 ist gewissermaßen die Quintessenz des Elfer-Fahrens. Leichter als das Original, dafür stärker mit noch genauerer Lenkung und nicht zu vergessen, einem Klang, der auch den so genannten gusseisernen Porsche-Fans Freudentränen in die Augen treibt. Vom tiefen Grollen bis zum heißeren Kreischen bietet er alle akustischen Facetten eines reinrassigen Sportmotors. Dass er auch die motorischen Werte dafür mitbringt, versteht sich von selbst. Aus 3,6 Litern Hubraum des klassischen Boxer-Prinzips entspringen 305 kW/415 PS ganz ohne Turbo und ähnliche Hilfsmittel. Die Drehzahl ist mit 7.600 Umdrehungen den rennspezifischen Umständen angepasst und maßgeblich für eine Literleistung von 115 PS. Der rote Bereich des Drehzahlmessers fängt erst über 8.000 Touren an. Auf dem Weg dahin ändert der Motor gleich mehrmals seine Tonlage, was unter anderem der aufwändigen Schaltsaugrohranlage geschuldet ist. Lässt man die klassisch schwergängige Kupplung kommen, machen sich 405 Newtonmeter bei 5.000 Touren über die Hinterreifen her. Das führt zu abrupten Kopfbewegungen der Mitfahrer und erfordert einige Umsicht im Straßenverkehr sofern man seinen Führerschein noch länger haben möchte. Die 100 km/h-Marke ist nach 4,3 Sekunden erreicht und bis 200 km/h vergehen gerade mal 13 Sekunden. Da bleibt kaum Zeit, um auf Schilder zu achten, zumal zwischendurch noch geschaltet werden muss, weil die Schaltanzeige im Drehzahlmesser auf den nächsten Gangwechsel hinweist. Zum Glück sind auf den kleinen Bergstraßen rund um den Gardasee, auf denen der GT3 zu ersten Proberunden antrat, andere Verkehrsteilnehmer so selten wie Rennautos in freier Wildbahn. Natürlich ist der GT3 für dieses Geläuf hoffnungslos übermotorisiert, aber er bringt die Kraft so gut es geht auf die Strecke. Dass Porsche auf elektronische Schutzengel verzichtet und nur eine abschaltbare Traktionskontrolle einbaut, macht sich nicht negativ bemerkbar. Wer will, kann mit dem GT3 herrlich driften, aber er hält auch stoisch bei fast jeder Geschwindigkeit die Spur. Zum guten Grip tragen die neu entwickelten Sport-Pneus von Michelin erheblich bei, die, so die Porsche-Techniker, im Alltag auch genauso lange halten wie herkömmliche Reifen.

Eigentlich ist der GT3 ein kompromissloses Sportgerät. Aber, Porsche spendiert sowohl eine Klimaanlage als auch ein CD-Radio, weshalb man ihm eine gewisse Alltagstauglichkeit nicht absprechen kann. Ein großer Teil der Kunden ordert übrigens dass Clubsport-Paket mit Überrollkäfig, Sechspunkt-Gurten und Feuerlöscher. Für etwaige Rennveranstaltungen ist das Pflicht. Im Alltag stört es eher. Da empfiehlt es sich auch statt der Schalensitze die Sportsitze zu ordern. Sie kneifen nicht und erhöhen den Komfort des Autos gewaltig. Hinten kann übrigens niemand sitzen. Die dort üblichen Notsitze fielen dem Gewichtsdiktat zum Opfer. Der GT3 kommt im Mai in den Handel und belastet den Sportetat im Haushalt mit 108.083 Euro.

Text und Fotos: Günter Weigel

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