Das Schumi-Syndrom und seine Folgen

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Wie die Nürburgring-Veranstalter Kind und Kegel wieder an die Formel-1-Strecke locken wollen.

SYDNEY/NÜRBURGRING. Mit dem Großen Preis von Australien beginnt am Sonntag in Sydney die neue Formel-1-Saison. Für den Großen Preis von Europa auf dem Nürburgring (26. bis 29. Mai) bietet der Veranstalter angesichts nachlassender Besucherzahlen in den vergangenen Jahren nicht nur preisgünstigere Tickets, sondern auch zusätzliche Attraktionen, insbesondere für Familien und Kinder an.

5,2 Millionen Arbeitslose, ein sich zu Tode siegender Michael Schumacher und eine daraus resultierende gewisse Formel-1-Müdigkeit: Nicht nur in Deutschland sinken die Einschaltquoten an den Fernseh-Geräten, sondern auch die Besucherzahlen an den Rennstrecken. Die Zeiten des scheinbar unendlich wachsenden Formel-1-Booms gehören – das ist kein Geheimnis mehr – der Vergangenheit an. Vorbei sind die Zeiten, da auch am Nürburgring 140.000 Zuschauer den Grand-Prix-Kurs in der Eifel mühelos am Rennsonntag aus den Nähten platzen ließen. Von den Trainingstagen ganz zu schweigen. Die Königsklasse des Motorsports ist angesichts des Schumi-Syndroms und Ebbe in den Geldbeuteln der Fans kein Selbstläufer mehr.

Die Veranstalter am Ring reagierten bereits im vergangenen Jahr mit dem Event-Programm vier Tage – vier Themen auf die veränderte Situation. Damals wurde schon am Donnerstag vor dem Rennen die Boxengasse für alle Fans geöffnet und die Protagonisten wie Ralf Schumacher, Juan Pablo Montoya oder Kimi Räikkönen wurden dazu verdonnert, glückliche Fans im Renntempo als Taxifahrer über die Strecke zu kutschieren. 10.000 Besucher wurden 2004 demzufolge bereits am Donnerstag registriert. Dieses Programm soll zum Großen Preis von Europa 2005 noch umfangreicher gestaltet werden.

Seit Anfang Oktober 2004 vermarktet daher die neugegründete Nürburgring Ticket Service GmbH das Formel-1-Rennen in der Eifel. Gesellschafter sind die Nürburgring GmbH und die KBK Sport & Event Management GmbH & Co. KG. Als Geschäftsführer fungieren Dr. Walter Kafitz und Klaus-Bernd Kreutz. Deren Ziel ist es, mit einem attraktiven Preissystem und Rahmenprogramm die Fans wieder in größeren Zahlen an die Strecke zu locken. Vor allem Familien sollen für die Formel 1 begeistert werden. Wir wollen beweisen, dass die Formel 1 nicht nur aus dem Rennsonntag besteht – ein abwechslungsreiches viertägiges Fest für die ganze Familie steht auf dem Programm – und das zu wirklich fairen Preisen, sagt Kafitz.

Das neue Preissystem bietet Tickets in bestimmten Kategorien bis zu 31 Prozent günstiger an als noch im Vorjahr. Bezahlte ein Erwachsener im Jahr 2004 noch 130 Euro für ein Wochenendticket Stehplatz, so gibt in diesem Jahr ein Wochenend-Stehplatzticket bereits ab 60 Euro. Für Kinder sinkt der Preis in dieser Kategorie sogar von 60 auf 20 Euro. Besonders für Familien soll sich ein Besuch am Nürburgring lohnen. So kostet ein Wochenendticket für zwei Erwachsene und ein Kind auf den unteren Rängen der Tribüne 10a 300 Euro. Das Besondere daran: Das Ticket für das Kind ist kostenlos. Zum Vergleich: Im vergangenen Jahr zahlte man für dieses Paket noch 470 Euro.

Alle Bemühungen der Veranstalter dürften aber auch mit einem frommen Wunscheinhergehen: Sollte der siebenfache Weltmeister auch heuer wieder zu einer bestenfalls für ihn selbst unterhaltsamen Alleinfahrt ansetzen, dürfte das Interesse der Fans am Ring-Kampf der Gladiatoren vor Ort rapide sinken. Ein paar Aussetzer der Roten Renner aus Maranello kämen da gerade recht. Der Sonntag wird vielleicht schon erste Fingerzeige geben.

Text: Jürgen C. Braun

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