Buchtipp – Baeck: Wenn die Sonne rauskommt …

Fahren wird immer komfortabler: Sogar Zweirad-Fans können ihr Vehikel heute elektrisch antreiben lassen. Die Komfortstandards preiswerter Kleinwagen sind nicht mehr vergleichbar mit den spartanischen Basismodellen, die noch vor 30 Jahren gang und gäbe waren. Und Flugreisen sind, je nach Konditionen, längst nicht mehr den Menschen mit dickerer Brieftasche vorbehalten.

So hätte Jonas Baeck vom Flughafen Frankfurt aus in rund einer Stunde in Dublin sein können, die Zeit zu Lektüren nutzend oder mit Lernen für seine Ausbildung, zur Bordverpflegung hätte vermutlich ein Sandwich gehört. Aber der Schauspielschüler wollte die Reise anders haben. Ganz anders.

Nicht eine Stunde, sondern 17 Tage hat er für den Trip veranschlagt. Soviel Ferienzeit blieb ihm dafür. Und ein Motorroller sollte es sein. Damit nicht genug: Als Reisegepäck ein Rucksack mit dem Nötigsten, wozu neben Thunfischdosen und Marmeladengläsern auch Motoröl gehört für den fahrbaren Untersatz. Das Kleingeld will sich Jonas unterwegs verdienen, auch Schnorren hat er dafür im gedanklichen Portfolio. Das alles, man ahnt es, der Liebe wegen.  

Statt zu schnorren, findet er sich mit einem Mal in der Rolle des Tankwarts wieder: Autoscheiben putzen – Dienstleistung gegen Sprit, Schnorren an Tankstellen verboten. Manche Menschen rührt seine Story, andere, die Jonas anspricht, lässt sein Anliegen völlig kalt.

Jonas Baeck beschreibt seine Reise völlig unsentimental, dafür sehr amüsant, immer spannend, und auch wenn er sich manches Mal nach Hause gewünscht hat unterwegs, scheint er das Unterfangen doch nicht bereut zu haben. Jonas’ Idee erinnert klar an „Ein Herz und eine Krone“, inhaltlich hat’s aber dann doch mehr mit Hape Kerkeling zu tun. Denn Jonas hat sich Hapes legendäres Motto zu eigen gemacht: Ich bin dann mal weg.

Jonas Baeck:

Wenn die Sonne rauskommt, fahr ich ohne Geld.
Mit dem Motorroller nach Dublin.

Kiepenheuer und Witsch Verlag; 10 Euro.

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