Buchtipp der Woche

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W. Somerset Maugham: Notizbuch eines Schriftstellers. Diogenes Verlag; 24,90 Euro.

Einmal einem Schriftsteller über die Schulter schauen und beim Entstehen eines neuen Werks zusehen – W. Somerset Maughams Notizbuch eines Schriftstellers macht es möglich. Zumindest ein wenig.

In seiner Heimat, in Großbritannien, zählt er zu den erfolgreichsten Schriftstellern; außerhalb ist ihm die ganz große Berühmtheit verwehrt geblieben. Seine Werke sind aber in deutscher Sprache durchweg erhältlich und werden vom Diogenes Verlag seit Jahren im Programm geführt. Der Verlag hat nun auch sein Notizbuch eines Schriftstellers neu herausgegeben; in einem kurzweiligen Text stellen die Herausgeber Thomas und Simone Stölzel den Autor und sein wechselvolles Leben vor.

Russland, die Schweiz, Borneo, Südfrankreich – um nur einige Stationen zu nennen: Als er 1965 starb, hatte er nicht nur das biblisches Alter von 91 Jahren erreicht, sondern kannte fast die ganze Welt. Das ist keine Übertreibung und insofern von besonderer Bedeutung, als Reisen zu Lebzeiten von W. Somerset Maugham weit eher Privileg und Luxus als Selbstverständlichkeit war – in Zeiten, da Schlagworte wie Mobilität und Globalisierung noch keineswegs den Alltag bestimmten. W. Somerset Maugham beließ es nicht beim Reisen, sondern hielt viele Beobachtungen sorgfältig fest.

Das müssen nicht immer besondere Ereignisse gewesen sein – er sah sich genauso Menschen und Landschaften sehr sorgfältig an. Seinen Ruhm verdankt er überwiegend Kurzgeschichten und Theaterstücken, und so ist auch sein Schreibstil präzise und schnörkellos. Dadurch vermittelt er einen guten Eindruck davon, welche Bedeutung der Luxus des Reisens in früheren Zeiten hatte – für ihn selbst in doppelter Hinsicht: Er, der schließlich durch seinen Beruf auch zu materiellem Reichtum gelangte, hat in seinem Leben auch Zeiten erlebt, in denen er sich diesen Luxus keineswegs leisten konnte. Die nicht wenigen bitteren Erfahrungen dieses Lebens werden nicht unterschlagen, so dass aus dem Notizbuch eines Schriftstellers zum Glück keines mit falsch-romantischen Tönen wird.

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