Der beste Platz ist hinten rechts
Der Luxusliner von VW kommt nicht so recht in Schwung. Die Verkaufszahlen lassen zu wünschen übrig, was nicht nur an der schleppenden Autokonjunktur im Lande liegt. Das Motorenangebot für den Phaeton war lange einfach nicht dazu angetan, große Käufergruppen anzusprechen. Da macht auch unser Testwagen, der große 5 Liter Zehnzylinder Diesel mit langem Radstand, keine Ausnahme.
Bei seiner Vorstellung beschrieb der VW-Vorstand den Motor als Heldenmotor. Tatsächlich sind 750 Newtonmeter Drehmoment und 313 PS herausragende Werte, nicht nur für einen Diesel. Andererseits zeigt die rasante Motorenentwicklung, dass ähnliche Leistungen auch mit kleineren Motoren zu erzielen sind und das mit weniger Abgas und Verbrauch. Trotz Diesel ist der Phaeton nicht wirklich sparsam. 13,3 Liter im Test-Schnitt sind für eine große und vor allem schwere Luxuslimousine in Ordnung. Wie es besser geht, bewies aber beispielsweise der Alltagstest des Jaguar XJ mit Aluminium-Karosse, der weniger verbrauchte und das als Benziner.
Das Fahren, oder besser, das Reisen im Phaeton ist hingegen ziemlich perfekt. Bestens verarbeitetes Holz und Leder im Innenraum sorgen für eine luxuriöse Wohlfühlatmosphäre, die Klimaanlage arbeitet zugfrei und für jeden Platz individuell einstellbar. Im Fonds hat VW die Belüftung übertrieben. Auf der hinteren (!) Mittelkonsole ragt ein großes Display heraus, dass nicht anderes steuert als die Temperatur. Der frühere VW-Chef Piech war eben ein Fan zugfreier Klimaanlagen, moderne Unterhaltungsmedien zählten da weniger.
Am angenehmsten ist der Platz hinten rechts, vor allem auf langen Autobahnetappen. Man kann arbeiten, lesen oder einfach genießen wie der Phaeton gelassen durch die Lande gleitet und dabei ein bisschen klassischer Musik lauschen. Das geht im Phaeton gut, weil er wenig Fahrgeräusche verursacht. Vom Motor hört man ein dezentes Knurren, wenn man Leistung zum Überholen abfordert. Sonst hält er sich bedeckt bis auf ein tieffrequentes Brummeln, das an den Antrieb großer Yachten erinnert und empfindsame Gemüter stören kann. Das automatische Sechsganggetriebe arbeite unauffällig und ruckfrei. So soll es sein.
Unser Testwagen war, wiewohl alle V10 TDI ziemlich komplett ausgestattet und kostet 96.630 Euro. Das ist ein sehr ambitionierter Preis und dürfte derzeit die höchste Summe sein, die für einen Diesel-Pkw ab Werk gefordert wird. Andererseits ist der Phaeton auch der einzige Zehnzylinder und hat zudem noch Allrad-Antrieb, was beispielsweise Mercedes in der S-Klasse nicht bietet.
Text: Günter Weigel