Erste Erfahrungen: 1er BMW

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Früher war der 3er BMW ein kompaktes, agiles Auto und diente trefflich als Einstiegsmodell für die beworbene Freude am Fahren. Mittlerweile hat er an Statur gewonnen und ist in der Mittelklasse angekommen. Größere Wachstumsraten verspricht aber die Kompaktklasse, in der BMW bislang gar nicht vertreten war. Das ändert sich nun mit dem Start des BMW 1ers Anfang September. Mit Heckantrieb und sportlichen Genen tritt er ab 19.800 Euro gegen VW Golf und Audi A3 an.

Während die Wettbewerber der Golf-Klasse vor allem nach oben immer weiter wachsen, vertritt BMW ein völlig gegenteiliges Konzept. Der 1er ist relativ flach, hat eine ziemlich lange Schnauze, ganz kurze BMW-typische Überhänge vorne, einen langen Radstand und, als einziger in dieser Klasse, Heckantrieb. An das Design von Chris Bangle hat man sich mittlerweile gewöhnt, so dass die neuen BMW-Linien zunehmend akzeptiert werden und gefallen. Der 1er ähnelt ein wenig dem X3, nur eben flacher, geduckter, aggressiver. Er verspricht schon optisch die sportliche Alternative in dieser Klasse zu sein.

Das Interieur folgt ebenfalls der vom X3 bekannten Linie. Wenig Schalter, gute Übersichtlichkeit, hochwertige Kunststoffe, alles in allem ganz angenehm. Der Sitzkomfort vorne ist ausgezeichnet. Das Auto bietet nicht so viel Raumkomfort wie ein Golf, sondern passt eher wie ein knapp geschnittener Maßanzug. Für die Hinterbänkler gilt das indes nicht. Hier findet nur Platz, wer nicht über allzu lange Beine verfügt. Sitzen vorne zwei Menschen von 1,90 m Länge, was heute vor allem bei Jüngeren nicht sehr selten ist, wird der 1er zum viertürigen Zweisitzer, weil der Knieraum gegen Null tendiert. Da man ihn ohnehin nicht als Familienwagen anschaffen wird, kann man diesen Faktor vernachlässigen. Die Zielgruppe besteht eher aus Singles oder Aufsteigern vom Mini, da spielt die Rückbank nur eine untergeordnete Rolle. Der Kofferraum fasst klassenübliche 330 Liter.

Wichtiger ist der Fahrspaß. Den bietet vor allem der Top-Motor im 1er und das ist ein Diesel. Der 120d hat den überarbeiteten Diesel aus dem 3er mit 163 PS und 340 Nm Drehmoment, er lässt kaum Wünsche offen. Er beschleunigt in 7,9 Sekunden auf 100 km/h und zieht bis zur Höchstgeschwindigkeit von 220 km/h kräftig durch. Das Fahrwerk verarbeitet die Kraft problemlos. Der Mixverbrauch liegt bei 5,7 Litern. Im agil gefahrenen Alltag werden es etwa 7 Liter sein. Da kommt der 120i nicht mit. Der Benziner leistet zwar auch 150 PS und sprintet auf 217 km/h (Mix-Verbrauch 7,4 l), im Antritt hat er gegen den Diesel allerdings keine Chance, weshalb das Kapitel Fahrspaß an den vernünftigen Diesel geht. Es geht übrigens auch eine Nummer kleiner. Als 118d mit 122 PS oder 116i mit 115 PS. Etwas später kommt noch ein 118i mit 130 PS. Alle Benziner verfügen über die Valvetronic-Ventilsteuerung, was sie drehfreudig und sparsam macht. Alle laufen, wie es sich für einen BMW gehört, mindestens 200 km/h.

BMW vertritt natürlich auch in der Golf-Klasse den Anspruch, eine Premium-Marke zu sein. Da darf man mit den Preisen schon mal klotzen. 19.800 Euro kostet der Einstieg in die 1er Welt. Der 120i kommt auf 23.600 Euro, der famose 120d auf 24.400 Euro. Jeweils ohne Klimaanlage (1.500 Euro) und Radio (ab 400 Euro). Mit Comfort und Sportpaketen bestückt schafft der 120d locker die 30.000 Euro Marke. Das kann einem mit einem VW Golf allerdings auch passieren. BMW plant mindestens 100.000 1er jährlich zu verkaufen. Das dürfte gelingen, weil BMW drauf steht und auch drin ist.

(Günter Weigel)

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