Es war vor wenigen Jahren. Wir surften auf einem Marokko-Trip durch Sand und schottriges Felsgerödel. Unser Ziel war die nördliche Sahara mit mehrfacher Durchquerung des Atlasgebirges. Aus Sicherheitsgründen erkundigten wir uns in Ouarzazate (Tor zur Sahara) nach expeditionstauglichen Allradfahrzeugen zum Leihen, für den Fall der Fälle. Ein Unternehmer bot Landis an, aber nur mit Fahrer und Mechaniker (!). Witzlos für uns. Ein anderer lobte seine Pajeros über den grünen Klee. Die Geräte sahen rein äußerlich zwar passabel aus, aber das Fahrwerk war krumm, jedes Rad hatte ein anderes Reifenfabrikat drauf und die wiederum alle unterschiedlich abgefahrene Profile. Also auch nix für uns!3 Campnächte weiter. Zwischen Erfoud und Mahmud begegnete uns eine andere Offroader- Gruppe. Sie fuhren ausnahmslos Land Cruiser diverser Altersgruppen und Hilux-Pickups. Sie waren schon 3 Wochen unterwegs, hatten das Hoggar- Gebirge, das zum Härtesten in der Sahara gehört, absolut pannen- und problemfrei bezwungen. Dem ist nichts mehr hinzuzufügen.
Nun wird der Land Cruiser, das Synonym für absolute Zuverlässigkeit unter den Allrad-Klassikern, 60 Jahre alt. Über 6 Millionen Fahrzeuge dieser Modellfamilie sind auf der ganzen Welt verbreitet, machten und machen Tag für Tag ihren Job. Wie so oft in der Geschichte, war auch in der Historie des Land Cruiser der Krieg der Vater der Entstehung. Irgendwo gab es auch in den 50er Jahren wieder bewaffnete Auseinandersetzungen und das Militär brauchte zuverlässige Allradler für den harten Einsatz. So entstand der erste Toyota Jeep BJ. Mit senkrechten offenen Kühlerrippen, lotrechter Frontscheibe, kantig und knochig im Outfit. Er ähnelte durchaus dem US-amerikanischen Militär-Jeep der ersten Generation, wurde dann aber doch nicht zum kriegerischen Einsatz benutzt.
Aber was für ein Motor als Antriebseinheit: ein Reihensechseraus Toyotas Benziner- Lkw-Programm mit 3.366 ccm Hubraum. Der hatte damals noch recht karge 63 kW aber schon 216 Newtonmeter Drehmoment. Das Ergebnis waren oftmals Laufzeiten von über 500.000 Kilometern. So lässt sich eine Legende aufbauen. Zahlreiche Typenkürzel, die meist nur absoluten Insidern keine Rätsel aufgeben, folgten: FJ, LJ, HJ, PZJ, HDJ, HZJ, UZJ bis hin zum KDJ, der dann nur noch J20 genannt wurde. Als 3-Türer, 5-Türer, als 2-türiger Pickup. 1960 kam der erste Diesel. Natürlich ebenfalls als 6-Zylinder. Fortan konnten Kunden wählen, ob sie Benziner oder Diesel als Antriebsquelle haben wollten. Wer einen Land Cruiser sein Eigen nannte, gab ihn einfach nicht mehr her. Und das hat sich his heute gehalten. Natürlich kam Konkurrenz auf – ebenfalls aus dem Land der aufgehenden Sonne: Nissan und Mitsubishi traten auf den Markt, aus Amerika kamen die Chrysler Jeeps, aus dem vereinigten Königreich England Land Rover. Aber das war's dann schon. Wer einen Land Cruiser fuhr, brauchte den Herstellernamen Toyota gar nicht mehr dazu zu nennen. So wurde der Geländegänger zum Symbol für eine höchst zuverlässige, kräftige und auf der ganzen Welt vertretenen Produktfamilie. Dazu kamen, und kommen immer noch, Spitzenplätze bei Gelände-Trials, dauerhafte Klassensiege bei internationalen Wüstenrennen, eine Antarktis-Expedition und sogar ein Höhenweltrekord in den chilenischen Anden, wo ein Land Cruiser auf 6.358 Meter kletterte. Alle Berufsgruppen, die außerhalb bewohnter oder zivilisierter Regionen tagtäglich ihren harten Job machen müssen, schwören auf den Land-Kreuzer. Ein V8- Benziner und ein ebensolcher Triebling nach dem Dieselprinzip aus der J20-Familie schließen heute den Land Cruiser technisch und preislich nach oben ab. Dass das Jubiläum hierzulande im artgerechten Umfeld begangen wurde, ist da nur logisch. Ein Berliner Land-Cruiser-Fahrer, befragt nach dem stets in der Typenbezeichnung aufgeführten Buchstaben J, meinte schlagfertig: Det heißt wohl Jelände.
Text: CineMot/ Frank Nüssel
Fotos: Roland Geisler