Der „Marathon-Mann“ auf fremdem Terrain:Timo Bernhards neues Rallye-Engagement

Beitragsbild
Foto 1
Foto 2
Foto 3

Auf der Langstrecke, beim stundenlangen Kampf auf der Piste, macht ihm niemand was vor. Egal bei plärrendem Gewitterregen und Nebel auf dem Nürburgring, bei sengender Hitze in Daytona Beach oder im nächtlichen Blitz-Inferno von Le Mans: Timo Bernhard (30) ist der derzeit gefragteste „Motor-Marathoni“, ein Mann an dem kein Weg bei den Langstrecken-Klassikern vorbeiführt. Als einziger Spezialist bei sogenannten „Endurance-Rennen“, also bei Ausdauer-Belastungen, hat der gebürtige Saarländer den sogenannten „Grand Slam“ in dieser Motorsportart gewonnen: Siege innerhalb einer Saison beim 24-Stunden-Rennen auf dem Nürburgring, bei den „24 heures du Mans“ auf dem Hochgeschwindigkeitskurs an der Sarthe, sowie auf den US-Kursen in Daytona und Sebring.

Jetzt zieht es den Porsche-Werksfahrer, der für das Rennen in Le Mans eine Freigabe für Audi erhalten hatte, auch zu seiner zweiten „heimlichen Liebe“ im Motorsport, dem Rallyesport. Schon oft hatte Bernhard in einem VW Golf Kit Car an regionalen Rallies, mit seinem angestammten Co. Marco Glase sogenannten nationalen „200er Rallies“ teilgenommen. Jetzt aber geht der sympathische Langstreckenpilot auch diesen motorsportlichen Nebenschauplatz mit der ihm eigenen Professionalität an.

In der Saison 2011 bestreitet Bernhard, der selbst den Motorsport „als meine ganz große Leidenschaft bezeichnet, vier Läufe zur Deutschen Rallyemeisterschaft. Dabei bringt er einen beim Porsche Zentrum Mannheim mit dem Team Penske in Eigenregie vorbereiteten Porsche 911 GT3 Cup „ST“ bei vier Läufen der DRM an den Start. Zudem bestreitet er mit diesem Fahrzeug jeweils einen Lauf der Deutschen Rallye Serie und der ADAC Rallye Masters.

Nicht ganz „unschuldig“ an dem neuen Projekt, wie überhaupt an der ganzen Karriere des Sohnes, ist Timos Vater Rüdiger Bernhard. Diese Tatsache ergibt sich auch schon aus der Namensnennung des Teams. Timo Bernhards Mannschaft ist das neu gegründete „Rallye Team75“. Die Zahl deutet dabei auf das Jahr 1975 zurück: Damals begann Timos Vater Rüdiger selbst damit, Slalom und Bergrennen zu fahren. Als der Sohn dann die gleiche Leidenschaft wie der „alte Herr“ entwickelte, war dieser stets an seiner Seite. Er war Techniker, Berater, Vater und Fan zugleich.

Timo Bernhard weiß nur zu gut, was er an ihm hat: „Meinem Vater verdanke ich nicht nur etliche Siege im Kart und zahlreiche Erfolge in der Deutschen Formel Ford-Meisterschaft. Er war einer der Mitbegründer meiner Karriere, denn nur dadurch wurde Porsche auf mich aufmerksam.“ Jetzt fungiert Rüdiger Bernhard beim Rallye-Engagement als Technikchef im „Rallye Team75“. Das Ganze strahlt so etwas wie familiäre Atmosphäre aus: Zwei Freunde der Familie arbeiten zudem als Schrauber, hinzu kommt noch ein Mechaniker des Porsche-Zentrums Mannheim.

Den Grundstein für das „Rallye Team75“ legte Timo Bernhard gemeinsam mit dem legendären amerikanischen Motorsport-Magnaten Roger Penske im Jahr 2008. Dennoch weiß der Porsche-Werkspilot, wo seine eigentlichen Stärken im Cockpit liegen: „Letztendlich bin ich ein Rallye-Amateur, der auf den Wertungsprüfungen bestimmt nicht das letzte Risiko sucht. Mir geht es in erster Linie um tollen Sport, den ich gemeinsam mit meinen Freunden, der Familie und mit einem faszinierenden Auto betreiben will.“

Doch Timo Bernhard wäre eben nicht Timo Bernhard, wenn er nicht bekennen würde: „Hobby hin oder her. Letztendlich bin ich natürlich Leistungssportler. Und das wäre ich nicht ohne eine anständige Portion Ehrgeiz in mir. Schauen wir einfach mal, was bei meinen Wochenendausflügen in den Grenzbereich herauskommt.“ Die KÜS unterstützt Timo Bernhard wie bisher bei seinen Porsche-Einsätzen und freut sich auf eine weitere Rennsaison mit vielen Höhepunkten gemeinsam mit Timo Bernhard.

Text: Jürgen C. Braun / Fotos: Oliver Kleinz

Scroll to Top