Es ist immer dasselbe: Kaum bleibt man mit diesem Auto irgendwo stehen, kommen wieder neugierige Fragen. Ganz gleich ob an der Tankstelle oder vor dem Restaurant, beim Einkaufen, ja sogar an der roten Ampel will man es wissen: Was bitte, so hört man Kinder und Kenner, ist denn bitte das? Die Antwort darauf fällt etwas länger aus. Denn das große B über dem Zahnradkranz im Kühlergrill des stattlichen Coupés steht nicht für Bitter, Bentley oder Bugatti. Sondern für Bennighoven. Doch selbst dieses Wissen hilft einem nicht viel weiter. Schließlich ist Bennighoven ein großer, aber für die meisten Menschen völlig unbekannter Anlagenhersteller, von dem nur Straßenbauer schon einmal etwas gehört haben, weil er ihnen den Asphalt mischt.
Die Firma sitzt in Mühlheim an der Mosel, macht ordentlich Umsatz und hat ein paar Manager, die nicht nur Asphalt im Kopf, sondern offenbar auch Benzin im Blut haben. Und weil es im letzten Jahr den 100. Geburtstag zu feiern gab, haben sich die Führungskräfte einfach selbst ein Geschenk gemacht und den PB5 auf die Räder gestellt. Mittlerweile fanden an diesem Entwurf noch ein paar andere Auto-Afficionados Gefallen und Benninghoven deshalb eine Serienfertigung beschlossen. Seitdem baut die Manufaktur Benarrow – namentlich zusammengesetzt aus dem Firmentitel und dem englischen Wort Arrow für Pfeil – das vielleicht exotischste Auto der Republik.
Die technische Basis dafür bildet der Audi S5, den die Newcomer ganz normal beim Händler an der Ecke kaufen und dann erst einmal nach England schaffen. Dort wird der Wagen fast völlig entkleidet und neu beplankt – nur das Dach und die Türen bleiben erhalten. Alles andere ersetzt Benarrow mit einem schillernden Kleid aus Blech und Carbon, das den PB5 stilistisch irgendwo zwischen Bristol Fighter und Bentley Continental rückt: Knapp 20 Zentimeter länger als das Original, mit mehr Muskeln, einem fiesen Blick und vor allem endlich ohne den leidigen Single-Frame-Grill stiehlt er auf den Flaniermeilen von Moskau, Dubai oder Miami so manchem Maserati die Schau.
Dazu passt auch das opulente Innenleben, das meilenweit entfernt ist von der stilsicheren Eleganz des Audis. Lack und Leder sind im Benarrow so dick aufgetragen wie die Schminke auf dem Gesicht von Liz Taylor, und die Sessel wirken mit ihren kunstvollen Nähten so überzogen, wie die Lobby eines schrägen Art-Hotels. Natürlich kann man über Geschmack nicht streiten, und was dem einen zu protzig ist, gilt dem anderen vielleicht sogar noch als zu plump. Doch egal ob schön oder schrill: Ihr Handwerk beherrschen die Künstler von der Mosel. Schließlich arbeiten ihre Sattler in England auch für Bentley, und den Feinschliff in Wittlich machen die Mechaniker überaus gründlich. Keine Spur vom Schlendrian, den man sonst bei so vielen Tunern und Umrüstern findet. Aber das darf man bei einem Preis von knapp 270.000 Euro – immerhin das Fünffache des S5 – wohl auch erwarten.
Erwarten darf man dann allerdings auch ein wenig mehr Mumm unter der Motorhaube: Gemeinsam mit dem Audi-Tuner MTM hat Benarrow deshalb einen Kompressor für den 4,2 Liter großen V8 entwickelt, der für einen soliden Leistungsanstieg sorgt: 506 statt 353 PS stehen deshalb nun im Fahrzeugschein. Weil zudem das maximale Drehmoment um 100 auf 540 Nm klettert und der Motor beim Sprint röhrt wie ein Kampfjet beim Start, ist jeder Ampelspurt mit dem Benarrow eine Schau: Während sich die 20-Zöller im Turbinen-Look in den Asphalt krallen und man mit starker Hand die sechs Gänge durchs manuelle Getriebe knüppelt, macht der Pfeil seinem Namen alle Ehre: Nur 4,6 Sekunden braucht er bis auf Tempo 100, und wo das Serienmodell bei 250 km/h sanft in den Begrenzer läuft, haben die Tester den PB5 schon auf 302 km/h gebracht.
Dabei ist der Wagen nicht nur auf der Geraden schnell. Der kaum veränderte Quattro-Antrieb, das strammere Fahrwerk, die Karosserie mit weniger Bodenfreiheit und die bissigeren Bremsen zeugen von den sportlichen Ambitionen und der gründlichen Abstimmungsarbeit: „Schon praktisch, wenn der Nürburgring keine Stunde von der Zentrale entfernt ist“, sagt Pressesprecher Harald Rettig.
Mit dem PN5 kauft man nicht nur ein ausgesprochen exotisches, sondern auch ein sehr exklusives Auto. Denn mehr als ein, allerhöchstens zwei Exemplare im Monat kann und will Benarrow davon nicht bauen. Weil sich die Firma zudem weder Händler noch Marketing leistet und ihre Fahrzeuge allein über die Internetseite www.benarrow-cars.com verkauft, bleibt der Exot aus der Eifel wohl noch lange ein Auto für Connaisseure: Auf neugierige Fragen beim Tanken sollte man also stets gefasst sein.
Text: Spot Press Services/Benjamin Bessinger
Fotos: Benarrow