Mercedes: Von Holzvergasern und Selbstzündern

Bevor die Benz & Cie und die Daimler-Motoren-Gesellschaft 1926 zur Daimler-Benz AG fusionierten, waren sie konkurrierende Unternehmen zweier Mobilitätspioniere: Carl Benz und Gottfried Daimler. Unter der neuen Marke Mercedes-Benz entstanden dann nicht nur Spitzenautomobile wie die Kompressor-Tourenwagen der S-Reihe oder der „Große Mercedes“ 770 – auch kompakte innovative Personenwagen wie die 170er-Modelle und Antriebe mit Holzgas oder Dieselöl gab es danach.

Im Automuseum Dr. Carl Benz in Ladenburg stehen in der „Mercedes-Allee“ und im Bereich „Auto-Biographie“ eine Reihe von Fahrzeugen, die bis zum und unmittelbar nach dem II. Weltkrieg die ersten 25 Jahre der Daimler-Benz AG prägten.

Mercedes-Benz 8/38 PS: Startschuss und Verkaufserfolg

Der 1926 präsentierte Mercedes-Benz 8/38 PS konsolidierte mit seinem Zweiliter-Sechszylindermotor das Modellprogramms. Trotz einiger Kinderkrankheiten, wegen denen sein Konstrukteur Ferdinand Porsche später Daimler-Benz verließ, wurde der 8/38 mit bewährter Technik wie Hinterradabtrieb, Starrachsen an Längsblattfedern und Gestängebremse schnell zum Verkaufserfolg: 1927 übertraf die Produktionszahl schon die Summe aller zuvor gebauten Personenwagen von Daimler und Benz.

Von 1929 bis 1933 wurde der bis zu 75 km/h schnelle „Typ Stuttgart“ in zwei- oder viertürigen Karosserievarianten als Tourenwagen, Roadster Cabriolet, Limousine und Landaulet (auch mit Taxi-Ausstattung gebaut. Die in Ladenburg ausgestellte Taxi-Version fuhr ab 1927 in Dresden und gehörte bis 1982 zum Fahrzeugbestand der dortigen VEB Taxizentrale.  

Zwei 170er-Bauaureihen – am Schluss mit Holzgas-Anlage

Mit Einzelradaufhängung rundum an Quer-Blattfedern und 24 kW/32 PS starkem 1,7-Liter- Reihen-Sechszylinder verband der Mercedes-Benz 170 ab 1931modernes Fahrwerk mit effizienter Technik. Sein Nachfolger wurde 1936 der 170 V (Motor Vorne) mit 28 kW/38 PS starkem Vierzylinder-Benziner, der 108 km/h Höchstgeschwindigkeit ermöglichte. Der 2,6-Liter-Vierzylinder-Diesel war noch dem 260 D vorbehalten und der war besonders bei Taxifahrern beliebt.

Neben Sonderentwicklungen wie den Allrad-Kübelwagen 170 VG (Gelände) und 170 VL (Vierradlenkung) als „Kolonial- und Jagdwagen“ für den Export gab es von 1939 bis 1942 auch in größerer Stückzahl den 170 VG mit Holz-Generator. Mit Holzgas leistete der Motor zwar nur noch 16 kW/22 PS und die Höchstgeschwindigkeit sank auf 80 km/h – mit 15 Kilogramm kleingehacktem Laubholz kam man nach halbstündigem Vorheizen aber 50 Kilometer weit.

Nachkriegsproduktion mit Dieselmotor OM 636 und S-Karosserie

Im Mai 1946 startete die Nachkriegsproduktion mit Kasten- und Pritschenwagen des 170 V. Viertürige Limousinen folgten ab 1947 und 1949 eine Dieselvariante mit dem Motor OM 636, der mit 1,75 Liter Hubraum 29 kW/40 PS. Leistete. Zivile Cabriolets des 170 gab es nicht mehr, für Polizei und Bundesgrenzschutz aber in kleiner Stückzahl viertürige 170 OTP (Offener Tourenwagen Polizei) mit dünnem Verdeck.

Im Mai 1950 verbesserten breitere Spur, Teleskop-Stoßdämpfer und stärkere Bremsen die Fahrsicherheit. Der Fahrgastraum wurde vergößert, der Kofferraum auch von außen zugänglich und auf Wunsch das Reserverad auf einen zurückklappbaren Träger montiert. Von 1936 bis 1953 entstanden so fast 140.000 Mercedes-Benz 170 V und knapp 34.000 Stück des 170 D als Diesel-Pkw.

Fotos: Karl Seiler   

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