Allen Crashs und Krisen der vergangenen Wochen und Monate zum Trotz: Auch der 79. Genfer Automobilsalon hat mit seinen Vorgängern eines gemeinsam: Die gesamte Branche ist wie alle Jahre wieder an den Ufern des Lac Leman vertreten. In Genf, in den Räumen des Palexpo vertreten zu sein, ist für alle Hersteller nach wie vor Pflicht und Kür zusammen. Mögen die Nachrichten auch noch so schlecht, die Zukunftsaussichten auch noch so düster sein. Im Gegensatz zu der North American Auto Show Ende Januar in Detroit, oder auch der Internatonalen Automobilausstellung (IAA) im September in Frankfurt am Main will sich in Genf niemand eine Blöße geben: Sogar der wankende Riese General Motors, der akut von der Insolvenz bedroht ist, ist beim Frühjahrs-Schaulaufen in der Schweiz mit all seinen Tochterfirmen vertreten. So, als wäre nichts gewesen.
Vom heutigen Donnerstag an zeigen insgesamt 250 Aussteller im großen Messekomplex am Rande der Stadt auf einer Fläche, die so groß wie zehn Fußballfelder ist, ihre entsprechenden Modelle und Zukunfts-Visionen. Insgesamt werden zu den angekündigten 130 Europa- und Weltpremieren etwa 700.000 bis 750.000 Besucher erwartet. Vom Ansturm der Aussteller und der zu erwartenden Gäste ist selbst Autosalon-Präsident Luc Argand überrascht. Eigentlich müsste die Krise den Autosalon ja hart treffen. Doch dies ist nicht der Fall, bekannte er am Eröffnungstag des Salons in der Rhonestadt. Viele Hersteller wollen bei der 79. Auflage der fünftgrößten Automobilmesse der Welt ihre Kompetenz auf dem Gebiet ökologisch vertretbarer Fahrzeuge unter Beweis stellen.
Aus diesem Grund nehmen bis zum 15. März Fahrzeuge mit alternativen Antriebskonzepten und umweltschonenden Technologien eine immer größere Bedeutung und auch immer mehr Platz ein. Praktisch an allen Ständen werden Öko-Modelle vorgestellt, erklärte Argand. Dies zeige, dass sowohl Ökologie wie auch Ökonomie nicht unbedingt mit einem Verzicht auf die Annehmlichkeiten des Automobils und den damit verbundenen Fahrspaß verbunden sein müssten. Unter anderem wird mit dem Nano das nach eigenen Angaben billigste Auto der Welt vorgestellt. Es soll in Europa etwa 5.000 Euro kosten.
Die Anstrengungen der Industrie, gerade in diesem Bereich ihre Weiterentwicklungen zu zeigen, werden vor allem im so genannten Grünen Pavillon ersichtlich. Dort werden die Besucher über die Wege, die zu einer sauberen Mobilität führen, unterrichtet und informiert. Bei allen Anstrengungen auf dem Weg zur Einbindung regenerativer Energien in die tägliche Mobilität, wird aber auch der Motorsport in Genf nicht ganz vergessen. Ein eigener Rennsportbereich lässt die Herzen der Motorsportfans mit Sicherheit höher schlagen. Die fünftausend Quadratmeter der Halle 71 wurden in ein regelrechtes Motorsport-Camp umgewandelt; dort warten eine Indoor-Elektro-Kartbahn, mehrere Rennsimulatoren, Spielkonsolen sowie ein offizielles Rennteam und die Anwesenheit, erfolgreicher und hoch dekorierter Renngrößen auf die Fans. Ein Wettrennen gegen die Profis wie etwa WTCC-Champion Yvan Muller oder den Schweizer Lokalhelden Alain Menu ist mit Sicherheit etwas für jeden Motorsport-Freund.
Text: Jürgen C. Braun / Fotos: Bernhard Schoke