Im Rennen selbst gab es unter allen Teilnehmern weder Schwerverletzte noch gar Tote. Die Gründe dafür: Für alle Beteiligten hatten die Veranstalter reduzierte Höchstgeschwindigkeiten festgelegt, die per Satellit überwacht wurden. Zudem sind aktive und passive Sicherheit bei den Fahrzeugen erhöht und ausgebaut worden. Helikopter- Einsätze gelangen, wo auch immer nötig, zu hilfreichen Unternehmen. Zu denken geben aber auch einige Fakten: Zwei der ganz großen Favoriten hatten nicht nur übermäßig viele Reifenpannen (die hatten andere auch), sondern auch Unfälle mit hohem Sachschaden und körperlichen Beeinträchtigungen, die zum Ausfall führten. Und das bereits relativ früh. Beide Piloten waren mit absoluten Hightech-Fahrzeugen neuester Entwicklung unterwegs. Elektrik, Elektronik und Hydrauliken entsprachen modernstem Stand.
Die Frage darf erlaubt sein: Ist der Mensch, sagen wir mal, ab 50 mit diesen Fortschritten überfordert, auch wenn er jahrzehntelange Erfahrung im Rallyesport besitzt? Viele, sehr viele haben aufgegeben unterwegs, weil sie die Tagesprüfungen für zu schwer erachteten, einfach zwischen Felsen und Sandwüsten strandeten, aufgaben. Das Wetter hat an einigen Tagen verrückt gespielt mit unerwarteter Kälte und starkem Regen. Soweit es organisatorisch möglich war, haben die Veranstalter umgehend Konsequenzen gezogen, die Prüfungen abgebrochen oder in sicherere Zonen umgeleitet. Das war gut, zeigt aber auch, dass nicht jede Wüste zu jeder Zeit trocken und heiß sein muss. Im Wasser feststeckende Rallyefahrzeuge sind da keine gute Empfehlung. Es war eine extrem harte Tour quer durch die Arabische Halbinsel von West nach Ost, vom Roten Meer zum Persischen Golf. Was sich ebenfalls zeigte: Die ehedem so dominierenden Diesel-Renner sind vom Reglement so eingebremst, dass sie schlicht kaum mehr mit den hochmodernen Benzinern mithalten können. Diese neuen Triebwerke wurden teilweise bereits auf umweltfreundlicheren E-Sprit umgebaut, der etwa 80 Prozent weniger Schadstoffe generiert. Der Erfolg: Die Teams von Bahrain Raid Extreme und GCK haben reihenweise Tagesetappen für sich entschieden und die Plätze 2 und 4 belegt (Loeb und Chicherit). Die extremen Audi RS Q e-tron 2 als Hybriden haben zwar auch die zweite Feuertaufe (nach 2022) bestanden, wurden aber von Pannen, Fahrerfehlern und viel Pech nach anfänglichen Erfolgen von der Wüste „ausgespuckt“ oder nach hinten durchgereicht. Da wartet noch viel Arbeit.
Audi hat sein Abschneiden mit für die Branche ungewöhnlich offenen und ehrlichen Worten thematisiert und zugleich ein Wiederkommen 2024 angekündigt. Das ist sportlich fair und lässt hoffen, denn die Hybrid-Technik dürfte eine von zwei Zukunftslösungen im Motorsport sein. Zeigen muss sich zweierlei: Erstens, ob die stabilen Benziner-Pickups von Toyota auch künftig gegen die schnittigen Buggy-Coupés von BRX, GCK, Century Racing, Astara und Audi bestehen können. Zweitens, welche technischen Gewinne solche Rennen für die Zukunft mit sich bringen werden. Rennen, die immerhin mit immens hohem hohem Serviceaufwand und enormen Kosten verbunden sind.
Bilder: Audi, BRX, GCK