Dakar 2023: „Empty Quarter“ und „Ende Gelände“

Die kürzeste Wertungsetappe mit nur 114 Kilometern führte von Haradh in Richtung Shaybah, wies aber 510 Kilometer Verbindungskilometer zusätzlich auf. Der Parcours wurde bestimmt durch dicht aufeinander folgende Dünen, ein ständiges Auf und Ab war die Folge.

10:34 Uhr die Bestätigung der Konsequenzen des Vortages: Carlos Sainz gibt auf. Nicht nur, dass er weiter unter Schmerzen aus dem Überschlag (der Audi Hybrid blieb nach einem „Endo“–Kopfstand auf dem Dach liegen), auch die Elektroflunder war vor Ort nicht mehr zu reparieren. Für Audi ein Desaster, da mit Sainz und Peterhansel beide Top-Fahrer nicht mehr mit von der Partie sind. Die Gunst der Stunde nutzte Sébastien Loeb im BRX-Hunter, um in unnachahmlicher Manier durch Sand und über Dünenkuppen zu surfen. Ergewann die Tagesetappe, zum vierten Mal. Vaidotas Zala, früher mal MINI-Pilot bei X-raid, hat sich als „Ersatz“ für Nani Roma im Teltonica-BRX bis weit vorne katapultiert. Bei Kilometer 44 blieb sein Arbeitsgerät stehen, ohne große Ankündigung. Ein mechanischer Schaden sorgte in der Folge für einen realen Zeitverlust von gut 4 Stunden. Davon profitierte Mattias Ekström auf dem einzig verbliebenen Audi RS Q e-tron2 und ergänzte das Podium auf Platz 2. Der Brasilianer Moraes, der mit dem deutschen Profi Timo Gottschalk einen Overdrive-Toyota Hilux pilotiert, reihte sich auf Platz 3 ein, eine ganz starke Leistung des Dakar-Neulings. Al-Attiyah, Al-Rajhi folgten knapp vor Kuba Przygonski (MINI JCW Rally Plus), der sich mit dem 6. Tagesrang sehr zufrieden zeigte. Dahinter tobten bereits die ersten Side-by-Side der T3 und T4 durchs Ziel, oft schon lange bevor weitere Autos folgten.

Die  Etappe führte direkt ins „Empty Quarter“, als Teilmarathon, ohne Service. Nun also inmitten der exzessiven Dünenlandschaft. Eine 274 km lange Etappe, die durchweg mit viel Gas bewältigt werden musste, ohne aber die Rückseiten der Kuppen außer Acht zu lassen. Plötzlich taucht auch Martin Prokop mit dem Ford F150 DKR Evo 2 auf. Das Fahrzeug: Rein äußerlich ein Design-Mix aus Coupé, Buggy und etwas Pickup, aber mit unbändiger Kraft aus dem V8-Triebwerk. Das ganz große Risiko geht da keiner ein, da am Abend kein Service zur Verfügung steht: eine Marathon-Etappe also. Aber ganz vorne gibt es ständig, von Kontrollpunkt zu Kontrollpunkt, kleinere Verschiebungen, bis das Tagesergebnis endlich feststeht: Loeb (BRX) vor Chicherit (GCK-BRX), Ekström (Audi Hybrid), Moraes (Overdrive Toyota), Al-Attiyah (Gazoo Toyota), Lategan (dito), Al-Rajhi (Overdrive), Serradori (Century CR7), de Villiers (Gazoo Toyota). Heute nur 153 Kilometer Verbindung, da eine Schleife im „Empty Quarter“ gefahren wird.

Dann der Final-Tag: von Al-Hofuf nach Dammam am Persischen Golf. Auch da kann man noch Pech haben. Serradori mit dem 4×2-Century Buggy blieb schon bei Kilometer 10 einfach stehen: Die Mechanik seines Kraftprotzes hatte ihn im Stich gelassen. Fast jeder versuchte, sein Arbeitsgerät so schonend und doch so schnell wie möglich in die Hafenstadt zu chauffieren. Nach Loebs 6. Tagessieg gestern ließ es heute Teamkollege Chicherit auf dem GCK-BRX richtig glühen, was mit dem Tagessieg belohnt wurde. Und Ekström? Der blühte mit dem Audi-Hybriden die letzten Tage regelrecht auf, hatte das Glück auf seiner Seite und belegte am Finaltag den 2. Platz. Halpern auf dem MINI JCW Rally Plus stieg ebenfalls noch aufs Podium, eine tolle Leistung und Teamkollege Przygonski machte es mit dem 4. Platz nicht schlechter. X-raid dürfte mit diesem Ergebnis wieder etwas glücklicher sein. Nasser Al- Attiyah gewann die 45. Dakar-Ausgabe, damit zum 5. Mal. Vor Loeb (BRX), Moraes (Overdrive Toyota), de Villiers (Gazoo Hilux) und Lategan auf gleichem Fahrzeug. Schon auf der 9: Halpern mit dem MINI aus Trebur und Top-Ten-Schlusslicht Chicherit. Eine Bilanz der Dakar 2023 folgt noch in dieser Woche an gleicher Stelle.

Fotos: Audi, BRX, Gazoo Toyota

Nach oben scrollen