Mit leistungsfähigen Allradfahrzeugen war Subaru der Aufstieg zum weltweit anerkannten 4×4-Spezialisten gelungen, jetzt, im Herbst 1992, fehlte nur noch ein charismatischer Herausforderer in der Kompaktklasse, dort wo VW Golf oder Toyota Corolla den Ton angaben. Tatsächlich brachte der Subaru Impreza alle markentypischen Charakteristika mit, also robuste Boxermotoren mit tiefem Schwerpunkt und ein 4×4-Antriebssystem in horizontaler Auslegung für neutrales Fahrverhalten und dies bereits beim günstigen Basis-Benziner: Das reichte für eine Bestsellerkarriere und Platz eins als global meistverkaufter Allradler seiner Klasse. Aber Subaru hatte auch ambitionierte Sportfahrer im Blick, die eine fünfsitzige fernöstliche Allrad-Alternative suchten zu europäischen Vmax-Gewächsen wie BMW M3, Maserati 430 oder Porsche 968: Der meist in leuchtend blauem Lack und goldenen Felgen vorfahrende Impreza WRX STI wurde zunächst von einem 206 kW/280 PS starken Boxermotor befeuert und errang auf Anhieb Kultstatus. Kein Wunder, dominierte der WRX STI die Rallye-WM doch über Jahre. Auch die Fans von Konsolen-Rennspielen wählten den Racer mit bis 8.000 Touren drehendem Boxer rasch zum Favoriten. Sogar für schrille, reale Weltrekorde war dieser Subaru gut: 2009 sprang Stunt-Fahrer Travis Patrana mit einem STI 82 Meter weit.
Auch wenn die bärenstarke Sportlimousine WRX STI im Jahr 2018 den europäischen Abgasgesetzen Tribut zollte und in einer „Final Edition“ letztmals die charakteristischen Leistungsinsignien riesiger Heckflügel und scharfe Spoiler-Lippen zur Schau stellte, zehrt noch heute die fünfte Impreza-Generation mit mild hybridisiertem Boxer vom Glanz dieses heißblütigen Seriensiegers. Ihre Geburtsstätte hatte die Sportlegende schon im Januar 1994, dies bei der Motorsport-Division Subaru Tecnica International, wie der Typencode STI indiziert. Das Kürzel WRX, World Rally Experimental, wiederum wies auf das Spielfeld des schärfsten Impreza hin: die Rallyepisten. Erste Trainingsrunden in der Rallye-WM fuhr Subaru bereits 1980, aber erst mit dem Impreza STI gelang 1994 der Durchbruch. Am Ende der Saison war Subaru Vize-Weltmeister in der Herstellerwertung und die Rallye-Titanen Carlos Sainz und Colin McRae belegten die Ränge zwei und vier in der Fahrerwertung.
Ein Jahr später lieferten sich diese beiden Impreza-Piloten ein Kopf-an-Kopf-Duell, das Subaru einen Eintrag in die Geschichtsbücher sicherte, denn McRae gewann als bis dahin jüngster WRC-Racer den Fahrertitel. Sainz wurde knapp dahinter Zweiter und die japanische Marke errang die Hersteller-Weltmeisterschaft, ebenso 1996 und 1997. Auch in den folgenden WRC-Saisons war die Krone des Champions für Subaru zum Greifen nah, aber nur Richard Burns (2001) und Petter Solberg (2003) konnten mit dem Impreza WRC Fahrer-Weltmeisterschaften gewinnen. Zusätzlich setzte der Impreza WRC in Deutschland Ausrufezeichen, denn Armin Kremer wurde mit ihm 1998 und 1999 Deutscher Rallyemeister. Viele Gründe zum Feiern, die den Fans rasanter Straßensportler zugutekamen, wie der Impreza GT Turbo mit 160 kW/218 PS demonstrierte, mit dem Subaru die Triumphe Armin Kremers würdigte. Zu den bis heute begehrten sportiven Sonderserien zählt sogar die zivil motorisierte „Holzer Edition 2.0 GL“, die das Team Holzer aus der Rallyesaison 1998 zelebrierte.
Weit aufregender sind die Straßensportler, deren WRX-STI-Signet Motorleistungen von 206 kW/280 PS bis 235 kW/320 PS indizierte, und die schon in den 1990ern in 4,4 Sekunden auf Tempo 100 sprinteten: Diesen Wert unterboten damals nicht einmal V12 wie der Ferrari 550 Marenello. Mit der Kunst, Bestzeiten in den Asphalt zu brennen, verschaffte sich Nippons schnellster Boxer auch auf dem Nürburgring Respekt. Im Frühjahr 2010 erzielte ein WRX STI dort die Rundenzeit von 7:55 Minuten, Rekord für Viertürer dieser Art. Bis in die Gegenwart folgten Klassensiege und Achtungserfolge beim 24-Stunden-Rennen in der Grünen Hölle, und auch beim Pikes-Peak-Bergrennen hinterließ ein STI seine Spuren.
Dagegen führte die Straße zu großen Stückzahlen und wirtschaftlichen Gewinnen beim Impreza am Ende über durchschnittlich motorisierte Boxer-Benziner und einem im Impreza weniger populären Boxer-Diesel. Zuerst gab es den 4,35 Meter langen Impreza als klassisches Stufenheck und fünftüriges Fastback, ein Coupé folgte 1995, unter der Haube arbeiteten Benziner mit 66 kW/90 PS oder bestenfalls 85 kW/115 PS. Das reichte für die Aufgaben eines Cityflitzers und für Wiesen und Waldwege, denn der Allradler gefiel auf Anhieb vielen Forstbediensteten und Jägern. Dazu trugen Sondermodelle bei wie der Impreza Pirsch mit höher gelegtem Fahrwerk, Frontschutzbügel und Schweißwanne. In zweiter Auflage erhielt der fünftürige Impreza 2001 den Namenszusatz Sportkombi, und tatsächlich machte diese Karosserievariante sogar unter der schwedischen Kultmarke Saab Karriere. Als Saab 9-2 X sollte der Allradler die Skandinavier in Nordamerika zu neuen Erfolgen beschleunigen, ein Experiment, das nach nur drei Jahren eingestellt wurde.
Ebenfalls kurzlebig war 2008 der Versuch, den frontangetriebenen Impreza 1.5 RF als Einstiegsversion ins deutsche Subaru-Programm zu etablieren. Auch der gleichzeitig eingeführte, weltweit erste Boxer-Diesel reüssierte im Impreza nur vorübergehend, im Unterschied zu den größeren Modellen Forester und Outback. Ganz anders dagegen die Bilanz der Crossover-Versionen des Impreza. Deren Offroadlook passte von Beginn an perfekt zum 4×4-Antrieb und der 2010 lancierte Subaru Impreza XV überzeugte so sehr, dass nur zwei Jahre später der Subaru XV folgte: nun ohne Impreza-Signet, aber weiter vom Impreza abgeleitet. Eine Brücke in die Zukunft schlugen die Subaru-Konstrukteuren 2016: Die „Global Platform“ ist auf elektrifizierte Antriebe ausgelegt, und die fünfte Impreza-Generation nutzt sie bis heute für Boxer-Benziner mit Mildhybrid-Technik.
Wie es weitergeht? Der nächste Impreza macht sich startklar, aber zuvor feiern JDM- und WRC-Community den 30. Geburtstag dieses millionenfach verkauften 4×4-Bestsellers.
Fotos: Subaru