Neue strategische Ausrichtung, neues Werbekonzept und eine klare Modellpolitik mit fest definierten Schritten bis zum Jahr 2012. Suzuki, in den neunziger Jahren auf dem deutschen Markt bestenfalls als Mitläufer in der Nische registriert, hat in Deutschland das vierte Rekordjahr in Folge hinter sich und bricht auf zu neuen Ufern. Das gilt aber bei weitem nicht nur für den Automobilbereich. Zur Suzuki International Europe GmbH zählen auch die Geschäftsbereiche Motorrad und Marine. So hat das Gesamt-Unternehmen das Geschäftsjahr 2007 mit einem Umsatzwachstum von 18 Prozent auf 819,9 Millionen Euro abgeschlossen. Die Motorrad-Ikone B-King, der Viertakt-Außenbordmotor DF 300 sind dabei sicherlich nur den Insidern der jeweiligen Produktsparten bekannt. Im Automobilbereich waren der modifizierte Grand Vitara und vor allem der Swift Sport Bestandteile des Aufwärtstrends.
Zudem tragen ein ständig ausgebautes Händlernetz sowie zielgerichtete Marketing- und Sponsoringaktivitäten, vor allem im nationalen und internationalen Rallye-Sport, zu dem profitablen Wachstum bei. Der Einstieg in die Königsklasse des Rallyesports, die WRC (World Rallye Championship), bietet Suzuki eine weiträumige mediale Plattform von Argentinien bis Zypern. Kein Wunder, wenn sich das Unternehmen nicht nur für 2008 in Deutschland ehrgeizige Ziele gesteckt hat, sondern bis zum Jahr 2012 in völlig neue Automobil-Segmente vorstoßen will:
Die Automobilsparte wuchs in Deutschland im vergangenen Jahr im sechsten Jahr in Folge auf 36.374 Neuzulassungen, was einer Steigerung um stolze 12,8 Prozent gegenüber 2006 entspricht. Das bedeutet auch, dass Suzuki es erstmals unter die Top 20 der deutschen Automarken geschafft hat. Nachdem die strategischen Weltmodelle Swift, Grand Vitara und SX4 den japanischen Autobauer sukzessive nach oben zogen, soll mit dem neuen Minivan Splash, der identisch mit dem Opel Agila ist, die Geschichte vom Aufstieg des Hauses Suzuki auf dem deutschen Automobilmarkt weiter voran getrieben werden. Der japanische Raumriese darf als Nachfolger des Wagon R+ verstanden werden. Er kommt jedoch nicht nur mit besonders niedrigen Emissionen und seinem innovativen Raumkonzept (genügend Platz für fünf Personen) daher, sondern markiert mit Charme und Charisma im flotten, fesch-frischen Design auch den Abschied vom rollenden Schuhkarton früherer Suzuki-Bauelemente.
Beatmet wird der neue Minivan wahlweise von drei Motorvarianten. Das Basismodell wird angetrieben von einem Dreizylindermotor mit 65 PS, der laut Hersteller 5,0 Liter verbraucht und 160 km/h schnell ist. Der 75 PS starke Dieselmotor mit serienmäßigem Rußpartikelfilter und 1,3 Liter Hubraum kommt auf einen Normverbrauch von 4,5 Litern. Das vermeintliche Volumenmodell hat einen Vierzylindermotor mit 1,2 Litern Hubraum und 86 Pferdestärken. Da auch Opel mit dem Agila den Preisschritt unter die magische Grenze von 10.000 Euro wagt, kostet auch der Einstiegs-Splash 9.900 Euro.
Bei derlei Fahrzeugkonzepten soll es aber beim japanischen Autobauer nicht bleiben. Vom kompetenten Nischen-Experten bis hin zum Komplett-Anbieter will sich Suzuki bis zum Jahr 2012 weiter entwickeln. Was vor allem deutlich wird beim Kizashi. Das bedeutet, ins Deutsche übertragen, so viel wie Vorgeschmack und zeigt, in welche Richtung sich die Räder bei Suzuki in den nächsten Jahren drehen sollen. Der Suzuki Kizashi ist der überraschend klar definierte Ausblick für das seit Jahren angedachte Suzuki-Modell in der Mittelklasse. Bis zum Jahr 2012 will man die Produktpalette mit Fahrzeugen auch in Bereichen, die bisher der Kernkompetenz des Hauses Suzuki vorenthalten blieben, sinnvoll vorantreiben. Die reale Umsetzung des Kizashi, der im vergangenen Jahr auf der IAA bereits in feurigem Rot auf mächtigen 21-Zöllern gezeigt wurde, soll ein wichtiger Baustein der neuen Modellpolitik von Suzuki werden.
Auch beim Antrieb wollen sich die Japaner mittelfristig weiter entwickeln und den weltweiten Bedürfnissen anpassen. Die Konzeptstudie Kizashi wird von einem neu entwickelten Zweiliter-Commonrail-Diesel mit Direkteinspritzung angetrieben, der etwa 200 PS stark ist. Zudem steckt bereits eine Hybrid-Variante im Köcher. Hinzu kommen als weitere Komponenten neben einem geräumigen Interieur der erprobte permanente Allradantrieb und ein sequenzielles Sechsganggetriebe. Im Jahr 2010 soll der Kizashi, dann aber wahrscheinlich unter anderem Namen, seine Premiere feiern. Dies in einer Klasse, deren Kunden sich bisher bei Premiummarken wie Mercedes-Benz, BMW oder Audi zu Hause fühlten. Auf das Ergebnis darf man bereits jetzt gespannt sein.
Text: Jürgen C. Braun