Allerdings ist es nicht so, dass der Gladiator der erste seiner Art wäre. Auf Basis des Cherokee gab es einst den Jeep Commanche, dessen Produktion wurde Mitte der 1990er Jahre eingestellt. Der Gladiator, angetrieben von einem mächtigen 3.0 Liter V6 Turbodiesel mit 264 PS und einem Drehmoment von 600 Newtonmetern, ist allerdings weit mehr als ein Wrangler mit angeflanschter Ladefläche. Dagegen spricht die pure Länge unseres Doppelkabiners. 5,54 Meter, und damit glatte 80 Zentimeter mehr, sowie ein Wendekreis von 13,70 Meter sind der Alptraum bei jeder Suche nach einem freien Plätzchen im engen Parkhaus.
Aber der Gladiator ist ja vor allem für die großen Freiräume konzipiert. Dass ausgerechnet der Wrangler die Basis des neuen Pick-Ups ist, ist nur folgerichtig. Hat der Wrangler doch als „letzter Verbliebener“ im Modellprogramms noch einen stabilen Leiterrahmen, Grundvoraussetzung für einen offenen Midsize-Transporter mit bis zu einer Tonne Zuladung. Die Kraft des Selbstzünders bringt ein Allradantrieb mit elektrischem Sperrdifferenzial an Vorder- und Hinterachse.
Bis zur B-Säule ist der Gladiator ein Vertreter der neuen Wrangler-JL-Baureihe. In Deutschland bekommt man ihn in den Ausstattungsvarianten Sport, Overland, und 80th Anniversary. Hauptkriterium eines Pick-Ups ist die Länge der Ladefläche, die beim Gladiator die handelsüblichen 1,50 Meter Innenfläche beträgt. Sie ist ein separates, auf den verlängerten Rahmen montiertes Karosserieteil. Das Ersatzrad hängt unter der beleuchteten Ladefläche, die mit einem wettergeschützten 230-Volt-Anschluss ausgestattet werden kann. Für den Arbeitseinsatz bestens geeignet ist die rutschfeste Beschichtung. Die verschiedenen Abdeckungen sind sukzessive abnehmbar und können leicht festgezurrt werden.
Jeep gibt die Zuladung mit 725 Kilogramm und die maximale Anhängelast mit 3,5 Tonnen an. Ein sehr respektabler Wert. Der Pick-Up, das merkten wir sehr bald, als wir ins Gelände mit ihm gingen, ist kein Schnick-Schnack, kein Spielzeug. Das ist ein robuster, widerstandsfähiger Geselle mit verstärktem Unterbau und zwei Starrachsen.
Umso mehr hat uns dieses Monstrum überrascht, wenn es nicht nur seine Offroad-Fähigkeiten im unwegsamen Gelände unter Beweis stellen sollte, sondern auch, wenn man damit auf die Autobahn ging. Urplötzlich glaubte man dank eines exzellent abgestimmten Fahrwerks in einem Langstrecken-Reisewagen zu sitzen. Die Acht-Gang-Wandlerautomatik sorgt zudem für kaum wahrnehmbare Wechsel der Gangstufen. Nimmt man dazu die erhöhte Sitzposition und den überproportionalen Rundumblick des Pick-Ups, so ergaben sich ungeahnte verborgene Talente dieses Gladiatoren.
Seine Vielfältigkeit wurde auch ins Interieur übertragen. So kann man die Rücksitze mit der Lehne nach vorn klappen, was zu mehr Stauraum führt. Zudem findet man unterhalb der Sitzkissen abschließbare Staufächer.
Der Gladiator ist als ein echter Kämpfer seiner Zunft mit tollen Manieren der Feinjustierung und dem Infotainment-System „Uconnect“ für unterwegs. Zudem bietet die Fiat-Chrysler-Zubehörmarke Mopar für den Gladiator Zubehör und Ausstattung für den Transport von Freizeit-Equipment und den Offroad-Einsatz an.
Der Basispreis für den Jeep Gladiator Overland beträgt 70.500 Euro. Der Preis des Testfahrzeugs liegt bei 80.150 Euro.
Fotos: Jeep/Stellantis