Frage: „Seit einem Verkehrsunfall hat meine Freundin Angst davor, sich selbst ans Steuer zu setzen. Wie kann man ihr helfen?“
Antwort von Hans Georg Marmit, KÜS: „Die Angst vor der Autofahrt ist keineswegs selten. Oft trifft sie verunsicherte Fahranfänger oder Personen, denen aufgrund mangelnder Praxis die Routine fehlt. Doch auch gestandene Autofahrer können während der Fahrt Situationen erleben, in denen sie von Angst oder gar Panik beherrscht werden. In einigen Fällen kann diese Angst sogar derart ausgeprägt sein, dass das Autofahren grundsätzlich vermieden oder sogar unmöglich wird.
Äußern können sich solche Ängste in Unwohlsein oder erhöhtem Stressempfinden. Körperliche Anzeichen sind Herzrasen, Schweißausbrüche, Augenzucken oder gar Panikattacken. Wird man als Autofahrer am Steuer von solchen Gefühlen bestimmt, kann das die Psyche der Betroffenen stark belasten. Die Angst kann allerdings auch andere Verkehrsteilnehmer gefährden. Gerät ein Autofahrer in Panik, kann dies unkontrolliertes Verhalten und das plötzliche Wende- oder abrupte Bremsmanöver einen Unfall provozieren.
Ursachen der im Fachjargon Amaxophobie genannten Fahrangst können unter anderem einschneidende Erlebnisse sein. Auslöser kann etwa ein traumatisierender Verkehrsunfall sein, bei manchen Personen reicht allerdings schon ein kleiner Parkrempler, der eine grundlegende Verunsicherung entfacht.
Um solche Ängste zu überwinden, kann es helfen, sich den unangenehmen Situationen zu stellen. Wer dies nicht tut, gerät möglicherweise sogar in einen Teufelskreis, aus dem es zunehmende schwerer wird, herauszufinden. Ist man alleine im Auto, können ein paar kleine Tricks helfen, besser mit der Angst umzugehen. Um diese bedrückenden Gefühle aus dem Kopf zu vertreiben, kann es helfen, an ein schönes Erlebnis zu denken. Auch Übungen zur Muskelentspannung und frische Luft haben entkrampfende Wirkung. Lautes Reden hilft dabei, die Atmung zu beruhigen.
Wer sich trotz seiner Ängste der Fahrsituation aussetzen will, sollte eventuell darüber nachdenken, eine erfahrene Vertrauensperson als Beifahrer mitzunehmen. Diese sollte allerdings Mut machen und positiv aufbauen. Ein ungehaltener Nörgler kann ein Angstproblem eher noch verstärken. Eine Alternative können Fahrtrainings sein, bei denen man von geschultem Personal begleitet wird. Ein paar Stunden mit einem Fahrlehrer oder ein Fahrsicherheitstraining können helfen, eine momentane oder auf bestimmte Fahrsituationen beschränkte Angstblockade zu überwinden. Hier finden sich eine Reihe von Angeboten für betreute Fahrtrainings.
Möglicherweise liegen die Gründe für die Ängste jedoch tiefer. Wer am Steuer generell oder in bestimmten Verkehrssituationen Panikattacken durchlebt, sollte sich um therapeutischen Beistand bemühen. Psychologen und Verkehrspsychologen können bei der Bewältigung und dem Überwinden von Ängsten und Panikattacken beim Autofahren helfen. Oftmals wird dazu eine langfristigere Verhaltenstherapie nötig sein, in der Betroffene erst lernen müssen, mit ihrer Angst umzugehen.“