Leider musste Orly Terranova seinen Wagen über die Service-Route vorzeitig ins nächste Biwak fahren. Das war das endgültige Aus für den Argentinier. So war zu erwarten, dass der Fuß insgesamt wenigstens etwas vom Gas genommen würde. Sainz als derzeitiger Dritter will natürlich sein negatives Zeitkonto von etwa 40 Minuten, das er beharrlich mitschleppt, abbauen. Aber Peterhansel machte die Pace, holte sich alle Bestzeiten mit Ausnahme der letzten Wertungsprüfung. Ein „Platter“ kurz vor dem Ziel, der zugleich die Felge in Mitleidenschaft zog, machte den Radwechsel mühsamer, sodass der hinter ihm fahrende Yazeed Al-Rajhi die Chance nutzte, den Altmeister überholte und seinen ersten Tagessieg einbrachte. Einen Reifenplatzer musste er allerdings ebenso in Kauf nehmen wie Sainz. Und die Navigation war erneut heikel.
Die vier Teilnehmer an der Spitze belauern sich gegenseitig. Ihre aktuellen Positionen in den WPs unterscheiden sich nur um wenige Sekunden, keiner lässt den anderen aus den Augen. Wie Cyril Despres erzählte, wolle er nur Erfahrungen sammeln für ein neues Projekt – ein Dakar-Elektrofahrzeug im übernächsten Jahr. Und Vasilyev machte wieder einen richtig guten Job, schleppt aber auch ein Minuszeit-Paket mit sich.
Nach der Marathon-Nacht ging es am 11. Januar weiter in die achte Etappe, die nach Neom führt, die neue und moderne Wüstenstadt. Da tat sich dann Folgendes: Mathieu Serradori ist durch die Abkürzung zur großen Reparatur nach Neom aus dem Gesamtklassement rausgeflogen, darf aber nach dem neuen Reglement weiterfahren, quasi außer Konkurrenz. Al-Attiyah will den Rückstand auf Peterhansel auf den letzten vier Prüfungen verkürzen und fährt ganz nach vorne. Peterhansel und Co Boulanger rechnen ununterbrochen die Zeitabstände aus. Loeb fährt schnell, hat aber zu viel Rückstand, während Roma (311) mit dem gleichen Fahrzeug sehr gut mithält. Despres und Al-Qassimi schenken sich nichts und fegen im engen Abstand unter das beste halbe Dutzend. Loeb steht nach 43 Kilometern schon wieder, ein mechanisches Problem. Währenddessen gibt Al-Attiyah seinem Hilux richtig die Sporen, zischt an Sainz und Peterhansel vorbei ins Tagesziel: Drei Minuten hat er dem Franzosen abgenommen, der Rückstand auf Rang 1 (Peterhansel) beträgt nur noch um die vier Minuten! Sainz muss zunächst Rang 3 verteidigen, während Peterhansel in den nächsten Tage den heißen Atem des Qatari im Toyota Gazoo zu spüren bekommt.
Fotos: BRX Team Bahrain, Toyota Gazoo, X-raid