Rallye-WM 2020: Fast nichts bleibt, wie es war…

Selten wurden sowohl das Fahrerpersonal wie auch die Termine und Austragungsorte der verschiedenen Veranstaltungen der Rallye-Weltmeisterschaft so durcheinander gewirbelt wie in diesem Jahr. Zwar beginnt das Championat für Fahrer und Hersteller wie gewohnt traditionell vom 23. bis 26. Januar mit der „Mutter aller Rallyes“, der Rallye Monte Carlo. Im Anschluss daran aber bietet der Kalender für die weiteren 12 Veranstaltungen viele neue und ungewohnte Voraussetzungen auf dem Weg zum Titel. Für alle Beteiligten. Und der Weg wird in diesem Jahr besonders steinig sein.

Das Bemerkenswerteste ist, dass Sébastien Ogier, in der Vergangenheit häufig Titelträger, (schon wieder) seinen Arbeitgeber gewechselt hat. Der 36-jährige Franzose, der 2018 für M-Sport Ford die Saison als Weltmeister abschloss und ein Jahr später für sein früheres Team Citroen an den Start ging, sucht neue Herausforderungen. Nachdem der Mann aus dem südfranzösischen Gap und der französische Hersteller wohl nicht mehr so zueinander gefunden hatten, wie das beide Seiten erhofft hatten, zieht es Ogier in seinem letzten Jahr als Rallyeprofi nach Japan.

Bei Toyota will der Mann, dem man nachsagt, er könne sich am schnellsten und am besten auf ein neues Fahrzeug einstellen, die ultimative Herausforderung nach dem Wechsel von Weltmeister Ott Tänak zu Hyundai. Ogier unterschrieb einen Einjahresvertrag beim Toyota-Team von Tommi Mäkinen mit Sitz in Finnland. Das Werksteam dagegen ist in Estland beheimatet. Nach seiner aktiven Zeit in der Rallye-WM will sich Ogier anderen Projekten widmen, etwa seiner Beraterrolle bei der Elektro-SUV-Rennserie „Extreme E“, die in der Saison 2021 starten soll.

Die Konsequenz von Ogiers Ausstieg bei Citroen war gleichzeitig auch der Auslöser für den Ausstieg der Franzosen aus der WRC (World Rallye Championship). Damit sind 2020 nur noch Toyota, Hyundai und M-Sport mit eigenen WRC-Autos am Start. Bereits 2016 habe man miteinander gesprochen, damals aber noch nicht zueinander gefunden. Jetzt sei er „überwältigt von dem Gedanken, mit meinem Kindheitsidol Tommi Mäkinen zusammen arbeiten zu dürfen.“ Der ehemalige Rallye-Weltmeister ist Chef des Toyota-Teams. Das gemeinsame Ziel sei es, „direkt den WM-Titel zurückzuholen.“

Toyota überließ bei der Besetzung seiner beiden Werksautos für 2020 nichts mehr dem Zufall. So wurden die bisherigen Werksfahrer Jari-Matti Latvala und Kris Meeke vor die Tür gesetzt. Beide müssen sich nach neuen Arbeitgebern umsehen. Stattdessen folgt Ogiers ehemaliger M-Sport-Teamkollege Elfyn Evans ins Team. Hinzu kommt das finnische Supertalent Kalle Rovanperä.

Bei Hyundai soll der neue Weltmeister Ott Tänak alle 13 Saisonläufe an der Seite der bisherigen Nummer 1, des Belgiers Thierry Neuville, bestreiten. Das dritte i20 WRC-Coupé werden sich Dani Sordo und Altmeister Sébastien Loeb teilen. Hyundai, so Tänak, verfüge über ein konkurrenzfähiges Auto, um um den Titel mitzufahren.

M-Sport dagegen geht mit zwei ganz jungen Finnen, Esapekka Lappi und Teemu Suninen, in das komplette Programm für die neue Saison. Hinzu kommt der Brite Gus Greensmith. Der Nachwuchsmann wird neun der 13 WM-Rallys in einem Ford Fiesta WRC bestreiten.

Und schließlich gibt es da ja auch noch die ADAC Rallye Deutschland, die vom August in den Oktober rutscht. Mitten in die Weinlese. Dass es beim bisherigen Charakter der Rallye mit den berüchtigten Prüfungen in den Weinbergen bleibt, ist unwahrscheinlich. Einige Gemeinden haben bereits angedeutet, dass zu diesem Zeitpunkt auf den schmalen Straßen in ihren Weinbergen keine Rallye-Autos fahren werden, da die Winzer dann mit der Weinlese voll beschäftigt sind.

Fotos: Ford, Hyundai, Toyota

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