Das elegante Gefährt, auf das schlichte Kürzel DB7 hörend, basierte auf Komponenten des Jaguar XJS – damals zwar ebenfalls noch im Verkauf, aber technisch in den Siebzierjahren beheimatet. Auch motormäßig bediente sich der Sportwagen aus dem Jaguar-Fundus und setzt setzte auf die Kompetenz, die der zu diesem Zeitpunkt bereits jahrelang im Einsatz befindliche Reihensechszylinder AJ6 mit sich bringt. Das Aggregat kommt in unserem Aston in der 3,2 Liter-Ausführung zum Einsatz und verfügt mit 91 Millimeter Bohrung und 83 Millimeter Hub über exakt die gleichen Maße wie das Jaguar-Triebwerk. Um den Sechsender zu beflügeln, steuert Eaton einen Kompressor zu, und schon zerren ansehnliche und vor allem standesgemäße 250 kW/340 PS an den Hinterrädern. Selbst heute ist das nicht gerade ärmlich.
Für das hier als Cabrio antretende Luxus-Gefährt, verlangt der Markt im Gebrauchszustand kaum mehr als 30.000 Euro, manchmal liegen die Preise sogar darunter. Ein Luxus-Cabrio also, zum Preis eines besseren VW Golf von heute.
Selbst wenn man sich als nur mäßig großgewachsener Mensch in das Cabrio fläzt, spürt man nicht nur das geschmeidige Leder der noblen Sessel, sondern auch Teile von Konsole und Türverkleidung an den Oberschenkeln. Doch wenn das vornehm säuselnde Triebwerk die Arbeit aufnimmt, zeigen die Mundwinkel lediglich in eine Richtung: nach oben. Nur sollte man kein Performance-Wunder erwarten. Die nominellen sechs Sekunden für den Standardsprint auf 100 km/h erfüllen sich allenfalls bei forschem Umgang. Der DB7 ist trotz der schon im Stand schnell aussehender Felgen im Turbinen-Design tendenziell ein kommoder Cruiser. Hohe Drehzahlen will man dem betagten Vier-Ventiler gar nicht antun, wobei er sich irgendwie auch ein bisschen zu sperren scheint: Also bleibt man besser diesseits der 4.000 Touren-Grenze. Hinzu kommt der immerhin sämig schaltende Viergang-Wandlerautomat, um den GT-Charakter des eleganten Aston zu bestärken, die Fahrdynamik andererseits aber auch einzudämmen.
Dagegen kommt der neue Einsteiger V8 Vantage schon anders daher. Auf der Marken-Website heißt es „das vollendete Raubtier“, und es stimmt ein bisschen. Nur dass der nicht unter 154.000 Euro kostende Bolide zumindest mit seiner Front keine Zähne zeigt, sondern eher zahm an den Start rollt. Das Heck haben die Gestalter im Gegensatz zur dezenten Vorderseite deutlich aggressiver gestaltet mit überdimensioniertem Diffusor. Der im Vergleich zum tourig-milden DB7 rund zwanzig Zentimeter kürzere V8 Vantage ist schon eher auf Krawall gebürstet, wieselt flink um Kehren und macht auch auf der Geraden mächtig Druck mit seinem von Mercedes-AMG entliehenen Vierliter-Achtzylinder plus zwei potenter Turbos. In Zahlen liest sich das so: 3,6 Sekunden bis 100 km/h, 314 km/h Spitzentempo. Technik aus der Großserie ist das Zauberwort, nur so sind kleine und individualistische Schmieden überlebensfähig, Exklusivität hin oder her. Aston Martin hat sich in puncto Verarbeitung massiv verbessert. Waren selbst die Autos aus den Nullerjahren noch „bastelig“ im Detail, verwöhnt der Vantage selbst strenge Fugen-Fetischisten mit überzeugender Materialverarbeitung. Außerdem sitzt man im kompakten Vantage dank großzügigen Radstands locker wie ein bequemer Trainingsanzug und darf auch mal für die Langstrecke herhalten.
Der adrette Innenraum ist geprägt von sportiver Architektur, spricht gezielt eine jüngere Klientel an mit den frischen Farbkleksen in Form lackierter, wertiger Kunststoff-Elemente. Die Mercedes-Handschrift wird indes evident – etliche Bedienelemente nebst Bildschirm-Menü entstammen der Marke mit dem Stern. Übrigens hört man auch dem Triebwerk die Mercedes-Herkunft an, je nach Winkel, in dem man sich dem Achtender insbesondere von außen nähert. In der Teillast von innen bekommt der Passagier Aston Martin-Musik auf die Ohren, da sollten die Akustik-Ingenieure bitte noch einmal ran, denn auch mancher Passant mag ja gerne Aston Martin und nicht Mercedes-AMG hören. Was die Performance angeht, so ist der Vantage über jeden Zweifel erhaben. Er fährt Kreise um den Youngtimer DB7, ohne im Komfort-Kapitel über Gebühr schlechter abzuschneiden. Dafür liegt die preisliche Hürde für seine Anschaffung hoch, während der weiche, eher auf den amerikanischen Geschmack zugeschnittene DB7 auch für Normalsterbliche als Sonntagsauto erschwinglich sein kann. Vor allem in der luftigen Version bereitet der Oldie trotz enormer Verwindung mächtig Fahrspaß. Das gilt für den Neuen selbstredend auch.
Fotos: Patrick Broich/SP-X