Die Gefahren für die Gesundheit durch Feinstaub werden von der WHO sogar vier Mal höher angesetzt als die von Stickstoffdioxid aus Diesel-Abgasen. Bisher erlaubt es die EU, den Tagesmittelwert für Feinstaub von 50 Mikrogramm pro Kubikmeter an 35 Tagen im Jahr zu überschreiten. Mobil oder stationär einsetzbare Feinstaubpartikelfilter, die – wie die 3,60 Meter großen Filter Cubes III am Stuttgarter Neckartor – rund 80 Prozent des Feinstaubs PM10 aus der Umgebungsluft entfernen, funktionieren bereits als „Feinstaubfresser“.
Nach erfolgreichen Feldtests im Rahmen dieses Projekts „Feinstaubfresser“ präsentierte MANN+HUMMEL den an PKW und Nutzfahrzeugen einsetzbaren Bremsstaubpartikelfilter jetzt nahezu serienreif auf der IAA in Frankfurt. Der neu entwickelte Bremsstaubpartikelfilter reduziert den Staubausstoß, der durch die Abnutzung von Bremsscheibe und -belag bei jeder Verzögerung (auch bei Elektrofahrzeugen) entsteht. So gelangen nur noch 50 Prozent der Partikel in die Umwelt.
Der Filter ist an bestehende Bauräume im Bereich der Scheibenbremse anpassbar. Vom E-Mobil über das Hybridfahrzeug bis hin zum klassischen Benziner oder Diesel und bei PKW ebenso wie bei Nutzfahrzeugen aller Gewichtsklassen kann der Bremsstaubpartikelfilter zum Einsatz kommen. Das gilt auch für mit Scheibenbremsen ausgestattete Schienenfahrzeuge.
Durch sein robustes Gehäuse über der Bremsscheibe verhindert der Filter direkt an der Entstehungsquelle eine Abgabe von Bremsstaub an die Umgebung, speziell im Stadtverkehr mit vielen Bremsvorgängen. Als Filtermedium kommt ein temperatur- und korrosionsbeständiges Material zum Einsatz, das die unterschiedlichen Partikelgrößen effizient filtert. Dabei vergrößert die Gestaltung (in Form eines Sägezahns) die wirksame Filterfläche. Durch den direkt an der Entstehungsquelle eingefangenen Bremsstaub kann zudem das Verschmutzen der Alufelgen erheblich reduziert werden.
Seit MANN+HUMMEL die Technologie erstmals 2017 innerhalb des Entwicklungsprozesses vorstellte, bestätigten erfolgreiche Tests die Wirksamkeit. Im Rahmen des bestandenen Großglockner-Tests in einem Windkanal wurde eine Bergabfahrt simuliert und Temperaturbeständigkeit bewiesen. Auch Schnee und Wasser haben keine Auswirkungen auf den Filter gezeigt.
Dabei wurden sogar bis zu 80 Prozent der Bremsstaubpartikel aufgefangen. Im Praxisbetrieb geht MANN+HUMMEL von einem Serviceintervall aus, das dem Wechsel eines Bremsbelags entspricht. Die Entwickler sind zudem sehr optimistisch, ein Produktgewicht von weniger als 500 Gramm zu realisieren, um die „ungefederten Massen“ nicht unnötig zu erhöhen..
Die neue Technologie stößt mehrfach auf großes Interesse. Mit Automobilherstellern hat MANN+HUMMEL bereits erfolgreiche Tests durchgeführt. Eine mehrmonatige Erprobung (nach Serienanforderungen der Fahrzeughersteller und zusammen mit einem bekannten Bremsenhersteller) läuft bereits. Für PKW kann der Bremsstaubpartikelfilter zudem als farbiges Stylingelement eingesetzt werden. Schließlich wäre für viele Autofahrer von besonderem Wert, dass eingefressener Bremsstaub weniger oft mühsam entfernt werden müsste.
Foto: Karl Seiler