Luxuslimousinen sind zurzeit nicht mehr besonders gefragt. Jaguar-Deutschland-Chef Jeffrey L Scott beklagt denn auch den Rückgang dieses Marktsegmentes um 30 Prozent. Gleichzeitig wuchs der Dieselanteil unter den Luxuslimousinen auf rund 50 Prozent. Jaguar, in Deutschland ohnehin ein Nischenanbieter, hat bislang keinen Diesel für die XJ-Limousine im Angebot und bekam entsprechend einen noch kleineren Anteil vom Marktkuchen. Das soll sich nun ändern: Jaguar besinnt sich auf alte Tugenden und entdeckt den Diesel
Der im S-Type schon erfolgreich eingesetzte 2,7 Liter V6 Diesel, eine Gemeinschaftsentwicklung mit dem PSA-Konzern, feiert zur IAA seine Markteinführung in der Luxusklasse. Die Briten verpflanzten aber nicht einfach den Motor in den XJ. Ein umfangreicher Umbau mit deutlich verbesserter Geräuschdämmung hält die akustischen Unbillen eines selbstzündenden Dieselmotors fast völlig von den Insassen fern. Man hat von seinen verbliebenen Kunden gelernt. Diese erwarten von Jaguar Luxus. Sportlichkeit und Dynamik stehen nicht unbedingt im Focus der Kundenwünsche. Vielmehr soll eine Jaguar-Limousine über Landstraßen gleiten und dabei viel britisches Flair verströmen. Der XJ des Modelljahres 06 in Verbindung mit dem neuen Dieselmotor kann das. Den Motor hört man nicht. Selbst von außen wird er nur wahrgenommen, wenn sonst kein Fahrzeug in der Nähe ist. Jaguar gibt ein Laufgeräusch an, das rund 5 dB unter dem des Wettbewerbs liegt, also weniger als halb so laut ist. Das Fahren mit dem Diesel ist durchaus ein Vergnügen. Satte 435 Nm Drehmoment bieten reichliche Reserven. Die Spitzenleistung von 207 PS ist eigentlich recht wenig für die Luxusklasse. Andererseits wiegt der aus Aluminium gefertigte XJ weniger als der kleinere S-Type und schon dort konnte der Diesel im Alltagstest überzeugen. Auf der Autobahn sprintet der große Jaguar bis auf 222 km/h. Natürlich hat der Motor einen wartungsfreien Partikelfilter und erfüllt die Euro-4-Abgasnorm. Der Normverbrauch liegt bei 8,1 Litern. Mit dem 80 Liter Tank kann man also gelassen auf lange Reisen gehen. Allerdings haben die Techniker bei der Besinnung auf luxuriöse Grundwerte ein bisschen des Guten zuviel getan und die Federung für schnelle Autobahnfahrten zu weich ausgelegt. Der Kunde will halt lieber gleiten und den Komfort der Limousine genießen. Im Interieur hat Jaguar die sportlichen Applikationen gestrichen. Wer einen Jag ordert, will und bekommt Holz und Leder. Letzteres gerne in hellen Tönen, was einen angenehm wohnlichen Innenraum schafft. Neben dem Classic stehen die Ausstattungsvarianten Executive und Sovereign zur Wahl. Die Sovereign-Variante bietet rund zehn cm mehr Fußraum für die Fond-Passagiere. Die Preisliste für den XJ 6 D beginnt bei 61.100 Euro. Das Executiv Modell erhält man für 62.450 Euro. Der Unterschied erklärt sich in Kleinigkeiten wie Holzlenkrad oder Sitzheizung hinten. Alles in allem hat Jaguar den Sprung zum Dieselanbieter geschafft. Der XJ 6 D ist eine echte Alternative zu den üblichen deutschen Anbietern in der Luxusklasse.
(Text: Günter Weigel)