Eurovision Song Contest Kiev 2005 (CMC Entertainment)
Eine garstige Spekulation des Grand-Prix-Experten Jan Feddersen war, dass die zwei (der vier) Punkte für Deutschlands Vertreterin aus Monaco schlichtweg eine Hommage an die früh verstorbene und bis heute verehrte monegassische Landesmutter Gracia Patricia gewesen seien. Fakt ist aber, dass beim diesjährigen Eurovision Song Contest (früher Grand Prix Eurovision) die osteuropäischen Bewerber jene westeuropäischen Vertreter alt aussehen ließen, die früher einmal auf Siege quasi abonniert gewesen waren. Frankreich, Großbritannien, Irland…das war gestern. 2005 kämpften andere Länder, darunter Malta, Rumänien und Lettland schon früh um die Top-Notierungen.
Tops und Flops, sprich alle 39 Bewerberinnen und Bewerber, sind auf diesem Doppelalbum nachzuhören. Darunter die Premieren Glamrock in der Eurovision (Dänemark)und Oma an der Trommel (Moldavien), die bereits in der Vorrunde ausgeschiedenen Bewerber (z. B. Österreich als Alpenrepublik mit mutigem Ethnopop und die im Vorfeld hoch favorisierte Glennis Grace für die Niederlande) und natürlich die überlegene Siegerin Helena Paparizou, deren Titel My Number One denn auch Programm war. Die Vertreterin Griechenlands holte zwar den ersten Sieg für ihr Land, dabei war sie jedoch zum zweiten Mal: Als Solistin toppte sie ihren dritten Platz von 2001, damals als Hälfte des Duos Antique.
Für Pop-Freunde ist diese Doppel-CD eine gute Mischung, denn der 50. Songwettbewerb überzeugte mit fast durchweg guter Qualität – gewinnen kann halt trotzdem immer nur Eine(r). Für Unterhaltungsredakteure freilich ist sie zugleich ein Lehrstück. Eine schlechte Figur gab Gracia mit Run and Hide nicht ab. Aber auch keine gute, und das geht in einem Umfeld hochkarätiger Mitbewerber fast zwangsläufig unter. Und dass sich originelle Show-Effekte und Musikalität nicht ausschließen, bewies ausgerechnet ein sehr kleines Land, das zum ersten Mal dabei war: Die Oma am Schlagzeug für Zdob di zdub aus Moldawien war ein origineller Gag. Der freilich ergänzte nur die Ohrwurm-Qualitäten des Songs.