Helene Hanff: Die Herzogin der Bloomsbury Street. Eine Amerikanerin in London. Bertelsmann Taschenbuch Verlag (btb); 7 Euro
Ganze 21 Jahre lang, von 1949 bis 1971, hat die Amerikanerin Helene Hanff den Traum einer Reise in die britische Hauptstadt als bloßen Traum gepflegt. Helene Hanff, geboren 1917 und gestorben 1997, war zeitlebens ein literaturbegeistertes und durchaus kapriziöses Fräulein (und auf diese Anrede legte sie großen Wert). Mit einem Londoner Antiquar pflegte sie bis Ende der sechziger Jahre einen amüsanten Briefwechsel, der mit dem Tode des Antiquars endete. Aus dieser Korrespondenz entstand ein in den USA sehr erfolgreiches Buch, für das sich dann ein Londoner Verleger interessierte. So wurde Fräulein Hanffs Traum schließlich Wirklichkeit – von einem recht bescheidenen Einkommen hätte sie sich die Reise auch kaum leisten können.
Mit fast rührendem Staunen registriert Helene Hanff – 1971 immerhin Mitte fünfzig und, wenngleich kapriziös, doch keineswegs naiv – die Freuden einer solchen Reise. Dem Klischee einer geschichtsbgegeisterten Amerikanerin entspricht sie in keiner Weise. Mit dem ihr eigenen Humor zeigt sie vielmehr selbst britische Züge.
Und so begeistert sie von dem Charme der Stadt ist, so sehr nerven sie – die auf einen geregelten, reibungslos funktionierenden Alltag zu Hause großen Wert legt – verschiedene Tücken. Da ist die Dusche, die nicht tut, was sie eigentlich soll, der häufige Regen in Großbritannien ist auch mehr Wahrheit als Gerücht. Helene Hanff wird aus der von ihr so geschätzten alltäglichen New Yorker Ruhe gründlich herausgerissen, zum Vergnügen des Lesers.