Buchtipp – Schrader: Knasterbax und Siebenschütz

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Sie sehen sich zum Verwechseln ähnlich, wenngleich gar nicht miteinander verwandt – eine Laune der Natur. Ansonsten sind sie so gegensätzlich wie nur möglich: Knasterbax verdingt sich als Räuber, lebt von Tag zu Tag, spricht ein abenteuerliches Deutsch, Siebenschütz ist Polizist mit entsprechend geordnetem Leben und verbringt viel Zeit damit, seinen vermeintlichen Zwilling zu erwischen. Daraus entsteht eine Geschichte voller Verwicklungen, entwickelt sich die Jagd des Schutzmanns auf den Bösen ganz anders, als man es nach den ersten Sätzen erwartet.

Knasterbax und Siebenschütz, 1971 erstmals erschienen und jüngst neu aufgelegt, ist eine klassische Kindergeschichte – eine, die man auch als Erwachsener mit Vergnügen und Gewinn liest. Wie in vielen anderen Büchern (leider nur noch antiquarisch zu haben) entwickelt Werner Schrader in einer spannend und witzig geschriebenen Geschichte den Gedanken, dass Gut und Böse nicht so weit auseinanderliegen, wie man glauben will, dass die Welt sich nicht einfach so in diese beiden Lager teilen lässt. Das hat gar nichts mit fassadärem Gutmenschentum zu tun, sondern folgt den Lebenserfahrungen des Autors. Die gab er mit großer Freude auch in Lesungen weiter, von denen ich selbst viele erlebte – die ersten noch als Schuljunge, die letzten, als ich selbst schon ein junger Erwachsener war.

Werner Schrader (1928-2007) unterrichtete über 30 Jahre lang als Lehrer in Bremen, später ausschließlich als freier Schriftsteller. Mit der Neuauflage von Knasterbax und Siebenschütz, 45 Jahre nach erstmaligem Erscheinen, erinnert sein langjähriger Hausverlag an einen Autor, der in der Tradition bester Kindergeschichten steht. Die zeichnen sich dadurch aus, dass man sie auch als Erwachsener nicht vergisst.

Übrigens: Wenn Ihnen Knasterbax und Siebenschütz, wie hier gezeichnet, bekannt vorkommen, ohne dass Sie sie bisher kannten – das hat eine einfache Erklärung. Die Illustrationen trug Franz-Josef Tripp bei. Der zeichnete unter anderem auch Otfried Preußlers Räuber Hotzenplotz und Das kleine Gespenst. Die Zusammenarbeit mit Werner Schrader verlief in bestem Einvernehmen, wie Schrader selbst sagte, bis zu Tripps Tod 1978.

Werner Schrader: Knasterbax und Siebenschütz. Herder Verlag; 12,99 Euro.

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