„Techno Classica – Die Klassik Weltmesse, 5 bis 9. April 2017“: In riesigen großen Lettern und quasi ins „Auge fahrenden“ wunderbaren Fahrzeugen aus der Automobil-Geschichte prangt es derzeit rund um die wuselige Baustelle am Essener Grugapark. In deren Hallen spiegelt sich seit mittlerweile 28 Jahren das El Dorado einer Sehnsucht rund um das Thema Automobil, das sich mittlerweile mit dem anspruchsvollen Titel „Das Original“ umgibt. Die Nr. 1 auf der Welt halt unter den Klassikmessen.
Die „Techno Classica“ ist aber weit mehr als nur eine Ansammlung von Zahlen der Exponate, der Jahre und Jahrzehnte, der Hersteller, der Fahrzeuge oder auch der Verkaufsergebnisse. Denn sie ist nicht nur eine reine Exposition, sondern auch ökonomisches Großprojekt der Oldtimer-Messe. Sie ist Verkaufsveranstaltung, mit Resultaten, die in den dreistelligen Millionenbereich gehen.
Die „Techno Classica“ ist aber auch das Abbild dessen, was sich auf unseren Straßen und – viel wichtiger noch – in den Köpfen derjenigen abspielt, die sich der Passion klassischer Fahrzeuge verschrieben haben. Und spiegelt somit seit fast drei Jahrzehnten auch die Entwicklung des Oldtimer-Gedankens und seiner ständig wachsenden Wertschätzung wider. Ein signifikantes Beispiel nannte am Mittwoch bei der großen Eröffnung-Pressekonferenz Eduard Michel Franssen von der Objektleitung Techno-Classica des Veranstalters, der S.I.H.A Ausstellungen Promotion.
So waren im vergangenen Jahr 2016 erstmals mehr als 600.000 Oldtimer in Deutschland zugelassen. Fahrzeuge also, die mindestens 30 Jahre alt sind, als automobil-historisches Kulturgut gelten und deshalb berechtigt sind, das begehrte „H“ für „Historie“ im Kfz-Kennzeichen zu tragen. Der Dieselanteil dieser Fahrzeuge beträgt übrigens acht Prozent. Die „Techno Classica“ ist also viel mehr als nur eine künstlich ins Leben gerufene Plattform für ein paar wohl betuchte Auto-Verrückte. Sie ist Synonym dafür, dass unsere Fahrzeuge auf unseren Straßen immer älter, aber auch immer geschätzter, immer wertvoller und immer mehr zum Objekt der Begierde werden.
In Essen treffen sich bis am Sonntagabend nicht nur Menschen, die sündhaft teure Fahrzeuge aus den vergangenen Jahrzehnten bewundern möchten, sondern auch ganz „normale“ Autofahrer, die sich mit dem Gedanken tragen, sich einen Oldtimer zuzulegen. Das geht schon mit verhältnismäßig kleinem Geld für – nur als Beispiele – einen Golf 1, einen Opel Kadett oder einen Renault R4 oder ein gut erhaltenes Cabriolet aus den 1980er Jahren bis hin natürlich zu den Rendite- und Anlage-Objekten, die in den sechsstelligen Bereich und mitunter auch mehr gehen. Oldtimer müssen also beileibe nicht immer in die Hunderttausende gehen.
Die Techno Classica lebt also nicht nur von ihren „Big Points“, aber diese machen selbst redend auch einen großen Teil ihrer Faszination aus. Das sind in diesem Jahr drei Sonderschauen in den Hallen 1 bis 11, deren bedeutendste in Halle 6 zu sehen ist. Dort sind über 20 frühere Original Formel-1-Fahrzeuge ausgestellt, die in den 1950er Jahren zu den Siegerwagen des Großen Preises von Monaco in Monte Carlo gehörten. Darunter als „Eyecatcher“ ein Renn-Bolide, der seit mehr als 20 Jahren nicht mehr in der Öffentlichkeit zu sehen war: der Maserati 250 F, den der fünfmalige Formel-1-Weltmeister Juan Manuel Fangio 1957 zum Sieg im Fürstentum an der Cote d’Azur pilotierte.
Doch die „TC“ schlägt in diesem Jahr auch den Bogen zur Moderne: Ein Leckerbissen der besonderen Art ist eine Sonderschau mit dem Titel „Elektromobilität“. Sie zeigt, dass dieses Thema beileibe nicht nur in den heutigen Jahren diskutiert und dokumentiert wird. Bereits vor mehr als 100 Jahren standen Autos mit Elektromotoren den Konkurrenten mit Verbrennungs- und sogar Dampfmaschinen gegenüber. Dazu gehören ein Detroit Electric, ein Stanley Steamer und ein Opel 6/16 PS aus der Opel Werkssammlung aus dem Jahr 1912.
Die Hersteller, ihre Klassikabteilungen, aber auch die vielen Klubs nutzen auch in diesem Jahr wieder die Gelegenheit, auf ihre Geschichte hinzuweisen. Audi beispielsweise zeigt in diesem Jahr kein einziges Auto mit vier Ringen, denn die Ingolstädter bieten ein Novum: Sie verweisen auf ihre Wurzeln im Hause NSU mit Fahrzeugen aus dieser Zeit. Deutschland-Premiere feiert in diesem Jahr die FCA (Fiat Chrysler Automobiles) mit der neu gegründeten Klassik-Sparte FCA Heritage für die Marken Abarth, Alfa Romeo, Fiat und Lancia.
Die Techno Classica ist noch bis am Sonntagabend jeweils von 9 – 19 Uhr geöffnet. Der Veranstalter rechnet in diesem Jahr wieder mit über 200.000 Besuchern.
Text und Fotos: Jürgen C. Braun