Rolls Royce Black Badge: Ganz in Schwarz

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Rolls-Royce-Manager Matt Butt sagt: “Wir haben gesehen, dass gerade in Arabien und den USA einige Kunden nachträglich ihre Autos tiefschwarz eingekleidet haben”, so der Manager. Felgen, Chromleisten, sogar der Kühler und die “Spirit of Ecstasy” darauf fielen der dunklen Seite der Macht zum Opfer. Mal mehr, mal weniger gekonnt.

Dem zuweilen zweifelhaften Treiben möchten die Briten nicht mehr tatenlos zusehen – und haben deshalb inzwischen weltweit selbst die dunkle Seite in sich geweckt. Unter dem Label “Black Badge” machen sie auch vor den Ikonen der Marke nicht Halt. Emily trägt schwarz – und zeigt: Hier hat es ein Fahrer eilig, seine 340.000 Euro für den Wraith im großen Schwarzen anzuschubsen.

Das geht merklich kraftvoller vonstatten als im auch nicht gerade untermotorisierten Normal-Wraith. Mike Butt schwärmt sogar vom “Tritt ins Kreuz” – gut, dass das im Ledergestühl bestens abgefangen wird. Die Briten haben für den Extra-Tritt zwei Jahre lang an der Motorabstimmung des von BMW entwickelten V12-Biturbo-Triebwerks mit 6,6 Liter Hubraum getüftelt. Im Viertürer Ghost Black Badge liegen nun 612 PS und eine Drehmomentsteigerung auf 840 Newtonmeter an, beim Wraith bleibt die Motorleistung bei 632 PS, verbunden mit 70 Newtonmeter mehr. Die 870 Newtonmeter legen zudem schon bei deutlich niedrigeren Drehzahlen los.

Spürbar ist auch, dass die geänderte Getriebe- und Gaspedal-Abstimmung schon dann für Kickdown sorgt, wenn das Gaspedal nur etwas mehr als angetippt wird. Tritt der Fahrer kräftiger zu, ist der Rolls auch ganz untypisch bei der Arbeit zu vernehmen. Bei 80 Prozent Durchdrücken bleibt die Achtgang-Automatik im neuen Low-Modus absichtlich im niedrigen Gang und zieht diesen länger durch.

Da lässt sich fast vergessen, dass wir am Steuer eines 5,27 Meter langen, 2,5 Tonnen schweren Automobil-Gebirges sitzen – allerdings nur, bis auch in einer engen Autobahnauffahrt mal kräftiger aufs Gas gegangen wird. Die Gesetze der Physik und die Segen der Assistenzsysteme greifen nun ein, damit der Koloss seine Kraft nicht ins Grüne schiebt. Der Hinterradantrieb ist einfach überfordert. Erst der Nachfolger von Wraith und Ghost wird in einigen Jahren Allrad bekommen.

Aber mit der Dynamik edler Sportwagen soll der Black Badge ja auch nicht konkurrieren – außer vielleicht beim Ampelstart in Beverly Hills oder Dubai. Dort sieht Butt die größte Nachfrage nach der Sonderserie, von denen zehn Stück im Monat die Hallen verlassen. Jung-Scheichs, Popstars, Spitzensportler oder Internet-Milliardäre dürften wohl auf den düsteren Auftritt fliegen.

Ganz untypisch für Rolls-Royce gibt es die Ingredienzien der Black-Badge-Serie für sie nur als Paket oder gar nicht zu kaufen. Zum martialischen Auftritt gehören neben der schwarzen Lady auch ein schwarz-silber getönter Kühler, der die Glitzer-Fraktion betören soll – und sogar das Logo prangt nun umgedreht Silber auf schwarz. Alle Chromteile bis zu den Auspufftöpfen sind derart lackiert, nur bei der Umrandung um die Fenster hat der Kunde die Wahl. Vermutlich wird er meist was wollen? Schwarz.

Auch die besonders auffälligen Felgen bleiben dem Black Badge-Kunden vorbehalten – es sei denn, er kauft zwei Rolls und lässt die Räder durchwechseln. Die zweiteiligen Carbonfaser-Aluminiumräder wurden vier Jahre lang in Goodwood entwickelt und besitzen 44 harte Lagen und Radnaben, die mit Verschlüssen aus Titan mit den Felgen verbunden sind.

Im Innenraum sind die Veränderungen weniger augenfällig: Die Armaturentafel besteht aus einem Flechtwerk von Karbonfaser und Aluminium, von Hand auf Hochglanz poliert. Und die liegende Unendlichkeits-Acht mit Unterstrich veredelt die analoge Uhr, Einstiegsleisten und Rückbank. Versicherungen haben so Anfang des vergangenen Jahrhunderts besonders schnelle Autos gekennzeichnet. Das Leder übrigens darf auch gern in Weiß oder einer noch schrilleren Kombination bestellt werden. Beim Black-Badge-Besitzer steht ja ohnehin eher die düstere Außenwirkung im Fokus. Und die rund 47.000 Euro Aufpreis fürs Badge interessieren sicher nicht.

Text: Peter Weißenberg/SP-X
Fotos: Rolls Royce/SP-X

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